246 Parlamentarierinnen und Parlamentarier vertreten die Schweizer Bevölkerung in Bern. Dabei fällt auf: Nicht alle Bevölkerungssegmente sind gleich gut vertreten. Frauen, Ledige, schlecht Ausgebildete, Büezer – sie alle sind deutlich untervertreten. Das zeigt die Analyse von SRF Data, also der Datenjournalisten von SRF.
Was bedeutet die Untervertretung?
Da stellen sich natürlich Fragen: Werden die Interessen jener Gruppen, die untervertreten sind, im politischen Prozess genügend berücksichtigt? Oder entscheidet das Parlament regelmässig im Sinne jener, die übervertreten sind?
Jeder dritte Haushalt in der Schweiz ist ein Ein-Personen-Haushalt, es leben also immer mehr Erwachsene allein. Aber im Parlament dominieren die verheirateten Familienväter. Wer Kinder hat und mit der Familie zusammenwohnt, entscheidet der eher im Sinne der Familien?
Minderheiten sind untervertreten
Oder nehmen wir das Beispiel einer jungen, ledigen Muslimin, die eine obligatorische Schulbildung hat. Sie ist gleich in verschiedener Hinsicht untervertreten: Kann sie dem Parlament vertrauen, dass ihre Interessen in Bundesbern angemessen berücksichtigt werden?
Und was ist mit nicht-religiösen Menschen, ist ihnen wohl mit einem Nationalrat, in dem so viele Christen sitzen?
Diese Fragen diskutierten folgende Gäste in der Livesendung «Forum» auf Radio SRF 1. Die Online-Kommentare flossen in die Sendung ein.
Gäste im Studio
• Philipp Müller , abtretender FDP-Ständerat aus dem Kanton Aargau. Er ist sich bewusst, dass er als Parlamentarier nicht die gesamte Bevölkerung vertritt, sondern vor allem die Wählerinnen und Wähler der FDP.
• Nuran Serifi , Fahrlehrerin und Muslimin aus der Region Bern. Sie sagt, sie fühle sich als religiöse Minderheit vom Parlament zu wenig vertreten.
• Valentin Abgottspon , Walliser Ritualbegleiter und Freidenker. Er vermisst das wissenschaftliche Denken im Parlament und sagt, das Parlament sei zu sehr christlich geprägt.
• Hans Rüdlinger , ausgesteuerter Sales Manager aus dem Kanton St. Gallen. Als arbeitsloser Nicht-Akademiker fühlt er sich vom eidgenössischen Parlament nicht vertreten.