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Wahlen 2023 Dicke Post: Darum kommts zum Dichtestress im Wahlcouvert

Im Kanton Bern sind sie teilweise fast ein halbes Kilo schwer, im Kanton Zürich weniger als die Hälfte – Wahlcouverts. Warum das Gewicht der offiziellen Wahlcouverts für die eidgenössischen Wahlen von Kanton zu Kanton stark variiert.

Listen, Anleitungen, Informationen und in gewissen Kantonen zusätzlich Werbeflyer der Parteien: Die offiziellen Wahlcouverts, die Ende September in die Schweizer Briefkästen geflattert sind, unterscheiden sich stark in Inhalt und Gewicht. Klar, die dicksten Dinger sind tendenziell die Couverts in jenen Kantonen, in denen sich besonders viele Personen zur Wahl stellen und die deshalb auch mehr Wahllisten enthalten.

Auch klar: Finden zusätzlich zu den eidgenössischen Wahlen beispielsweise noch kommunale Abstimmungen statt, erhöht dies das Gewicht des Couverts auch. Im Kanton Bern wiegen diese Couverts über 400 Gramm, zum Teil gar bis zu einem halben Kilo, in den meisten Zürcher Bezirken nur gerade etwa 200 Gramm. Wie kommt es, dass die beiden bevölkerungsreichsten Kantone Bern und Zürich derart unterschiedlich dicke Couverts versenden?

Keine Parteiwerbung im Zürcher Couvert

Die Antwort liegt im Werbematerial der Parteien. Der Bund lässt es den Kantonen, die zusammen mit den Gemeinden für den Versand der Unterlagen zuständig sind, offen, Wahlwerbung zusammen mit dem amtlichen Material zu verschicken. «Im Kanton Zürich ist der Inhalt der Stimm- und Wahlunterlagen abschliessend geregelt – Wahlwerbung gehört bei uns nicht ins Couvert», sagt Stephan Ziegler, Leiter Wahlen und Abstimmungen im Kanton Zürich. Das heisst aber nicht, dass die Stimmberechtigten weniger Wahlwerbung bekommen.

Alles zwischen dreissig und fünfzig Listen passt problemlos ins Couvert.
Autor: Stephan Ziegler Leiter Wahlen und Abstimmungen im Kanton Zürich

«Oft ist es so, dass sich die Parteien in der interparteilichen Konferenz auf einen gemeinsamen Versand von Werbematerial einigen.» Dieser Versand erfolgt so koordiniert, dass die Werbung in etwa zeitgleich mit den amtlichen Unterlagen eintrifft. Für Ziegler bedeutet dies, dass im amtlichen Wahlcouvert des Kantons derzeit kein Dichtestress herrscht – selbst wenn sich die Listenanzahl im Vergleich zu den letzten Wahlen um 12 auf gesamthaft 44 Listen deutlich erhöht hat. «Alles zwischen dreissig und fünfzig Listen passt problemlos ins Couvert.»

Kandidatenkarussell mit Rekordwerten

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5909 Personen, verteilt auf 618 Listen: Noch nie waren in den Proporzkantonen so viele Kandidatinnen und Kandidaten im Rennen um einen Nationalratssitz wie in diesem Jahr. Gemäss Bundesamt für Statistik treten ausser in den Kantonen Freiburg, Basel-Stadt, im Wallis und im Jura heuer überall mehr Politwillige an als bei den letzten eidgenössischen Wahlen. Hinzu kommen mehrere Personen, die nach dem Majorzwahlverfahren in jenen Kantonen kandidieren, die nur einen Sitz zu vergeben haben. Dazu gehören die bevölkerungsschwächsten Regionen wie die Kantone Uri, Ob- und Nidwalden, Glarus, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden.

Bei den Listen beträgt die Zunahme im Vergleich zu den letzten Wahlen 21 %. Die Zahl der Kandidierenden ist im Vergleich zu vor vier Jahren gar um 27 % gestiegen.

«Pfünderli» in Berner Briefkästen

In den Wahlcouverts im Kanton Bern hingegen herrscht nicht nur eine Listen-, sondern auch eine Werbeflut. Mit 39 Listen sind heuer fünf Listen mehr im Wahlrennen als vor vier Jahren. Und: «Die Gemeinden sind dazu verpflichtet, zusätzlich das Werbematerial der Parteien zu verschicken», sagt Moritz Zaugg, Leiter Wahlen und Abstimmungen. Maximal 30 Gramm Werbematerial pro Partei war im Vorfeld des aktuellen Versands denn auch die Vorschrift des Kantons an die Politik. Das Resultat: Couverts, die über 400 Gramm schwer sind – mindestens. «In gewissen Verwaltungskreisen oder Gemeinden kommen noch kommunale Vorlagen dazu. Das führt zu dicken Briefen, die bis zu einem halben Kilo wiegen.»

Wäre ein zweites Couvert nötig gewesen, hätte das zu Mehrkosten von über 800'000 Franken geführt.
Autor: Moritz Zaugg Leiter Wahlen und Abstimmungen Kanton Bern

Das ganze Material gilt es nicht nur zu verschicken, sondern auch zu koordinieren. Ist man ob diesem Monsteraufwand nicht ein bisschen neidisch auf die Zürcher Wahlverantwortlichen, bei denen die Organisation etwas schlanker ausfällt? «Neidisch nicht, aber wir haben schon etwas geschwitzt, bis klar war, dass alles in einem Couvert Platz hat», sagt Moritz Zaugg. «Wäre ein zweites Couvert nötig gewesen, hätte das zu Mehrkosten von über 800'000 Franken geführt.» Die Versandkosten der Couverts übernehmen die Gemeinden, der Kanton unterstützt sie mit 200 000 Franken pauschal.

SRF 1, 4.10.2023, 16:40 Uhr ; 

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