Wir kennen die Zahlen. Dennoch lohnt es sich, sich diese wieder einmal zu vergegenwärtigen: Die Schweiz zählt laut Bundesamt für Statistik 26 Kantone, 149 Bezirke und sagenhafte 2'288 Gemeinden. Das sind zusammen fast 2'500 Gründe, sich voneinander abzugrenzen.
Und diese Abgrenzung passiert regelmässig. Wer erinnert sich nicht an Streitereien in der Schule, wo die Kinder des Nachbardorfs unisono als dumm angeschrien wurden? Oder näher am Heute: Die Einwohnerinnen und Einwohner eines Kantons werden insgesamt als überheblich bezeichnet.
Wenn der Gemeinderat etwas entscheidet, dann höre ich die Reaktion darauf auf der Strasse oder im Café.
Chancen für die direkte Demokratie
Lokalpatriotismus ist in der Schweiz ein weit verbreitetes Phänomen. Die Menschen identifizieren sich mit ihrer Gemeinde. Für die Politik heisst das: Das Geschehen im Dorf ist einem nicht egal. «Wenn der Gemeinderat etwas entscheidet, dann höre ich die Reaktion darauf auf der Strasse oder im Café», sagt Dorothea Altherr, Gemeindepräsidentin der Ausserrhoder Gemeinde Trogen.
Die direkte Demokratie werde auf Gemeindeebene am stärksten gelebt, so Altherr. In Trogen war sie lange Zeit noch erlebbar, wenn sich die Einwohnerinnen und Einwohner zur Landsgemeinde trafen. «Man ist der Regierung gegenübergestanden und hat für sie oder gegen sie gestimmt.»
Gemeindefusionen führen zu emotionalen Debatten
Die Gemeinde als kleinste politische Einheit ist identitätsstiftend. Doch in der Schweiz verschwinden jährlich rund 30 Gemeinden. Viele fusionieren. Historisch etwa die Gemeindefusion 2011 im Kanton Glarus.
Oft lösen solche Fusionen emotionale Debatten aus, nicht nur wegen der Identität: Plötzlich schliesst die Poststelle im Dorf oder die Primarschüler müssen in der Nachbarsgemeinde zur Schule, weil es zuhause zu wenig Kinder gibt.