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Wohnraum ist knapp in der Schweiz
Aus Forum vom 09.03.2023. Bild: Keystone
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Wohnungsnot in der Schweiz Soll der Staat eingreifen?

Wohnraum ist knapp in der Schweiz. Der Grund: Es wird relativ wenig gebaut, gleichzeitig wächst die Bevölkerung.

Wer eine Wohnung sucht, braucht Nerven wie Drahtseile. Durch die Zuwanderung und den Trend zu kleineren Wohnungen wächst die Schweiz jährlich um rund 55'000 Haushalte. Dies schreibt die «NZZ am Sonntag». Gleichzeitig ist die die Zahl der Baugesuche auf ein 25-Jahre-Tief gefallen. Dies hat zur Folge, dass bis 2026 rund 51'000 Wohnungen fehlen. Dies hat die Immobilienberatungsfirma Wüst Partner berechnet. Das sind etwa gleich viel Wohnungen wie die Stadt Luzern zählt. Soll der Staat eingreifen oder braucht es eine Lockerung der Vorschriften?

Kaum leere Wohnungen

Der gesamte Leerstand (Mietwohnungen plus Eigenheime) bewegt sich in Richtung Ein-Prozent-Marke. Damit steuert die Schweiz auf die grösste Knappheit seit mehr als 30 Jahren zu. Betroffen sind vor allem urbane Gebiete wie Zürich oder Genf. Aber auch in der Agglomeration, kleineren Gemeinden oder in touristischen Gebieten wie in Graubünden schlagen die Gemeinden Alarm. Günstigen Wohnraum gibt es im Jura oder Tessin.

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FOKUS: Wohnungsnot in der Schweiz
Aus 10 vor 10 vom 06.03.2023.
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Sinkende Anreize

Neben den hohen Baulandpreisen mindert das höhere Zinsniveau und die Bauteuerung die Anreize für Bautätigkeiten zusätzlich. Weiter beansprucht die Bevölkerung immer mehr Wohnraum. Der akute Fachkräftemangel und der Krieg in der Ukraine befeuern die bereits starke Zuwanderung.

Bauvorhaben stocken

Immer wieder kommt es zu Einsprachen, welche die Prozesse verzögern. Das spürt auch Nathanea Elte. Sie ist Präsidentin der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ). Elte sagt im Januar 2023 gegenüber der «Tageschau» von SRF: «Die Folgen solcher Verzögerungen ist viel mehr Aufwand.» Es brauche neue Pläne und Grundlagen, Juristinnen und Architekten müssten erneut konsultiert oder die Stadt frisch involviert werden. «Der Aufwand ist immens», betont sie.

Mieten könnten explodieren

«Obwohl die Schweiz eines der am stärksten wachsenden Länder aller entwickelten Volkswirtschaften ist, ist die Wohnbau-Projektpipeline eine der dünnsten», stellt Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz in der «Sonntagzeitung» fest. «Es ist fünf nach zwölf und somit nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bombe platzt und die Marktmieten explodieren.»

Was ist zu tun?

Die Wohnungsnot beschäftigt nicht nur die Fachleute, sondern auch die Politik. Verschiedenen Vorschläge machen die Runde. Eine Auswahl:

  • Dichter Bauen: Ausnützungsziffern und maximale Bauhöhen erhöhen
  • Lockerung Lärmschutz
  • Einsprachemöglichkeiten überdenken
  • Förderung Umwandlung von Büroimmobilien in Wohnliegenschaften mittels raschen Umzonungen  
  • Recht auf Wohnungstausch ohne Mietzinserhöhung
  • Mindestbelegung in urbanen Neubauten
  • Vorkaufsrecht für Gemeinden

Verändertes Wohnverhalten

In der Schweiz hat sich das Wohnverhalten in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Der Anteil von Einzelhaushalten hat verhältnismässig stark zugenommen. Er hat sich seit 1960 mehr als vervierfacht . Zunehmend mehr Haushalte bestehen aus zwei Personen. In immer weniger Wohnungen oder Häusern leben drei oder mehr Menschen. Weiter nimmt die Wohnfläche als Folge des Wohlstands pro Person jedes Jahr zu. Schweizer bewohnen im Schnitt 44,5 Quadratmeter, Ausländer 31,1 Quadratmeter (Stand 2021).

Gäste im «Forum»

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  • Oliver Heimgartner, Co-Präsident SP Stadt Zürich
  • Adrian Haas, Präsident Hauseigentümerverband Bern und Umgebung
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Akute Wohnungsnot: Der Mieter-Report
Aus Rundschau vom 11.01.2023.
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Radio SRF 1, «Forum», Dienstag, 7. März 2023, 16.40 Uhr

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