Darum geht es: Ob in der Bäckerei, im Hofladen, auf dem Zeltplatz, am Marktstand oder bei der Seilbahn: In der Schweiz verlangen einige KMU von ihren Kundinnen und Kunden Zuschläge, wenn sie mit Karte oder Twint bezahlen wollen. Beispielsweise einen Franken mehr für die Bratwurst, oder zwei Franken mehr für die Seilbahnfahrt. Laut Vertragsbedingungen von Twint und Kartenanbietern sind solche Zuschläge nicht erlaubt. Kleine und mittlere Betriebe begründen diese aber mit den hohen Gebühren, die sie für bargeldloses Zahlen entrichten müssten. Diese Gebühren können bis zu vier Prozent des Umsatzes ausmachen.
Wer übt Kritik? Der Präsident des Schweizerischen KMU-Verbandes, Roland Rupp, hat wenig Verständnis für die Benachteiligung von Kunden, die bargeldlos bezahlen. Solche Aufschläge seien unfair und kämen einem versteckten Preisaufschlag gleich. Da die Transaktionsgebühren meist nur wenige Rappen betragen, ist ein Zuschlag von einem Franken oder mehr aus seiner Sicht eine ungerechtfertigte Bereicherung auf Kosten der Kundschaft. Das sorge für Ärger und schade langfristig der Wirtschaft. KMU könnten die Gebühren für bargeldloses Zahlen problemlos in ihre Preise einkalkulieren, kritisiert Rupp. Zudem biete die Dienstleistung von Twint und Kartenanbietern den KMU auch klare Vorteile – und das sei nicht gratis zu haben.
Was sagen betroffene Betriebe? Ein häufiges Argument lautet: Warum sollte der Händler die Kosten tragen, wenn Kundinnen und Kunden ein teureres Zahlungsmittel wählen? Ein Papeterie-Inhaber etwa verlangt 20 Rappen Zuschlag bei bargeldlosen Zahlungen unter zehn Franken. Seine Begründung: Einige seiner Artikel haben fixe Verkaufspreise, die er nicht beliebig erhöhen kann. Zudem sei es für ihn zu aufwendig, jedes Jahr die effektiven Kosten der bargeldlosen Zahlungen zu berechnen und dann sämtliche Preise anzupassen. Auch bei Marktfahrern zeigt sich ein Problem – besonders beim Depot auf Gläser und Geschirr: Für dieses Depot bezahlt der Marktfahrer Gebühren, ohne dass er dafür realen Umsatz gemacht hat.
Wie weiter mit dem Bargeld? Immer mehr Unternehmen akzeptieren nur noch Karten oder Twint – das sorgt bei vielen Kundinnen und Kunden für Unmut. Nicht alle können oder wollen digital bezahlen. Manche schätzen auch die Anonymität von Bargeld. Viele beobachten den schleichenden Niedergang mit Sorge. Für die Stiftung Konsumentenschutz ist der Erhalt von Bargeld zentral – als Konkurrenz und Gegengewicht zur wachsenden Marktmacht von Twint und Kreditkartenfirmen. Andere halten den Vormarsch des digitalen Zahlens für unvermeidlich und sehen darin kein Problem.
Diskutieren Sie mit: Sind Zuschläge für bargeldloses Zahlen gerechtfertigt – oder schlicht unfair? Und: Muss der Rückgang des Bargelds gestoppt werden oder ist das kein Problem? Diskutieren Sie mit in den Kommentaren.