2000: Google Ads
Die Werbeanzeigen haben Google nicht nur sehr reicht gemacht – heute verdient Google über 110 Milliarden Dollar pro Jahr damit. Vorher wussten Werbetreibende nicht, wer das Plakat am Strassenrand oder die Anzeige in der Zeitung gesehen hatte. Google dagegen schon: nicht nur, ob jemand auf eine Anzeige geklickt hatte, sondern auch, welche Vorlieben und Interessen diese Person hatte.
Damit machte Google menschliches Verhalten zu einem Produkt. Und entwickelte einen gewaltigen Daten-Appetit – denn je mehr das Unternehmen über eine Person weiss, desto genauer kann es deren Verhalten vorhersagen. Und damit sehr viel Geld verdienen.
2003: Digitale Distribution
Zuerst kamen der iTunes Store mit Musik und Steam mit Games. Später kamen der App Store von Apple und Google Play dazu. Steam macht heute über 4 Milliarden Dollar Umsatz, die App Stores zusammen gar über 80 Milliarden. Und verkauft oder vermietet werden neben Musik und Games auch Bücher, Filme und Serien.
Gemeinsam haben alle die digitale Distribution: Kultur und Unterhaltung wird nicht mehr physisch per Lagerhaus, Lastwagen und Laden vertrieben, sondern digital über das Internet.
Das ist billiger und senkt die Eintrittsschwelle, weil das finanzielle Risiko viel tiefer ist. Was mehr Vielfalt ermöglicht.
Umgekehrt verschwinden Game-, Buch- und Plattenläden oder kämpfen um das Überleben. Ausserdem findet eine Konzentration auf wenige Plattformen statt. Und weil alle können, die wollen, ist die Menge an Inhalten explodiert. Das macht es viel schwieriger, aus der Masse herauszustechen.
2004: Soziale Netzwerke
Facebook und Myspace starten beide in diesem Jahr. Sie bauen auf Vorläufer wie Blogs und «Web 2.0». Und haben dies gemein: Wir alle können etwas im Netz publizieren und potentiell ein Millionenpublikum finden.
Die klassischen Medien verlieren Bedeutung und Macht: Promis reden direkt mit ihren Fans, Firmen mit ihren Kunden. Und auch extreme Minderheitsmeinungen werden nicht mehr gefiltert, sondern finden ihr Publikum.
Das bedeutet Freiheit: Wer etwas sagen will, wird gehört. Aber alles wird auch chaotischer, unkontrollierter – mit Nebenwirkungen wie Fake News, Verschwörungstheorien oder beeinflussten Wahlen.
Und: Auch die sozialen Netzwerke monetisieren menschliche Erfahrung. Sie sammeln Daten, erstellen Profile zu Verhalten und Vorlieben und münzen das in fette Gewinne um.
Es geht wieder darum, Verhalten vorhersagen zu können: «Wem soll ich eine Werbung anzeigen, damit die Klick-Chance hoch ist?» Der nächste Schritt ist logisch und wird kommen: Die Besitzer der Daten werden Verhalten nicht nur vorhersagen, sondern auch verändern wollen.
2007: Smartphones
Zuerst kommt das iPhone, 2008 dann das erste Android-Gerät. Die Smartphones sind aus drei Gründen revolutionär:
- Das Smartphone ersetzt mehr als ein Dutzend Geräte, beispielsweise den Musik-Player, Foto- und Videokamera, Navigationsgerät, Taschenlampe, Wecker, Pulsmesser, Tonband, Computer oder Agenda.
- Vor dem Smartphone mussten wir uns physisch zu einem Computer mit Internet-Anschluss bewegen, um ins Internet zu gehen. Das war also Ausnahme, nicht Regel. Das Smartphone drehte das um: Heute sind wir immer verbunden, nur in Ausnahmesituationen offline.
- Die Eintrittsschwelle, mit Internet und Computertechnologie zu interagieren, wurde enorm nach unten gesetzt. Dank Touchscreen und Apps können nicht mehr nur Nerds mit technischer Ausbildung diese Geräte nutzen.
2008: Online-Shopping
Es beginnt zwar schon in den 90er-Jahren mit Amazon und Schweizer Online-Händlern wie Brack oder Le Shop. Andere wie Coop@Home oder Digitec starten 2001. Und das grosse Zalando stösst 2008 dazu. Im Bewusstsein einer breiten Bevölkerung kommt Online-Shopping in den 2000ern an.
Der Vorteil ist klar: Es ist bequem. Online recherchieren, Produkte vergleichen, Erfahrungsberichte lesen, Preise vergleichen, und dann über Nacht nach Hause schicken lassen. Und die Verkäufer sparen Kosten: Sie müssen weniger Ladenfläche mieten und weniger Personal anstellen.
Trotzdem täuscht der Eindruck, Online-Shopping habe die Läden überflüssig gemacht. Der Anteil am ganzen Detailhandel in der Schweiz liegt erst bei etwa 10 Prozent.
Der Anteil unterscheidet sich allerdings stark nach Segment. Bei Kleidern oder Heimelektronik ist er viel höher, bei letzterer bei einem Drittel; bei Nahrungsmitteln hingegen nur gerade zwei Prozent.