Die 2001 gegründete Band um das Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne wird besonders von Musikgrössen geliebt. David Bowie knüpfte einst einen seiner seltenen Live-Auftritte an die Bedingung, dass Arcade Fire mit von der Partie sein müssen. Coldplay-Frontmann Chris Martin oder die irischen U2 verliehen der Band das Prädikat «stilbildend» – ein Ritterschlag im Musikbusiness.
Eigenwilliger Sound und eindrückliche Liveshows
Grund für die grosse Beliebtheit der kanadischen Band sind ihre epischen Songs. Ihr Sound besteht aus einem ungewöhnlichen Mix aus folkigem Indie-Rock sowie Elementen aus Klassik und Artrock. Bei Arcade Fire spielen auch schon mal ein Akkordeon oder eine Kirchenorgel eine wichtige Rolle.
Gerade live hat ihre Musik noch einmal eine andere Qualität. Ihre Konzerte gehen durch Mark und Bein, lassen einen vom ersten bis zum letzten Ton nicht los. Was sie live drauf haben, haben Arcade Fire kürzlich am Paléo Festival in Nyon eindrücklich unter Beweis gestellt.
Arcade Fire für Einsteiger
Ihr habt euch noch nie mit der Band befasst oder den Bandnamen noch gar nie gehört? Hier eine kleine «Bedienungsanleitung» für Arcade Fire.
Einer der Arcade-Fire-Klassiker schlechthin. Berührend und euphorisch zugleich. Kein Wunder, spielt die Band den Song noch heute live. «Neighborhood #1 (Tunnels)» gilt als eine der besten Indie-Singles der Nullerjahre. Auch das Debütalbum «Funeral» ist aus keiner Liste der wichtigsten Alben dieses Jahrzehnts mehr wegzudenken.
Nicht der bekannteste Song der Band. Jedoch bezeichnend für das Genie von Multiinstrumentalistin Régine Chassagne, die als musikalisches Wunderkind gilt. Sie träumte davon, wie sie den Song rückwärts spielt. Wieder wach, hat sie mit einem Riesenaufwand den Song aus ihrem Gedächtnis aufgeschrieben und umgedreht.
Mit ihrem dritten Studioalbum versuchten Arcade Fire, musikalisch eine jugendliche Seele zu ergründen. «The Suburbs» wurde 2011 mit einem Grammy für das beste Album des Jahres ausgezeichnet und bedeutete den endgültigen Durchbruch für die Band.
Der Titelsong «The Suburbs» steht hier stellvertretend für die gesamte Platte. Weitere Anspieltipps wären «Ready To Start», «We Used To Wait», «Rococo» oder «Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)». Oder anders gesagt: Wer dieses Meisterwerk nicht in seiner Plattensammlung hat, dem fehlt definitiv etwas.
Was für eine majestätische Hymne! «No Cars Go» erschien bereits auf der allerersten EP der Band, wurde für das zweite Studioalbum aber noch einmal neu aufgenommen. Ein Song, der bei jedem Live-Auftritt der Band frenetisch gefeiert wird. Hier das Live-Video, damit ihr schon mal üben könnt.
Hört ihr die Stimme von David Bowie? «Reflektor», der Titeltrack des vierten Arcade-Fire-Albums, zeigt den musikalischen Wandel, den die Band nach «The Suburbs» vollzog. Das Album wird dominiert von sehr rhythmischen Songs und vielen elektronischen Spielereien, was sicherlich auch ein Verdienst von Koproduzent James Murphy (LCD Soundsystem) ist.
Zum Ende dieser Liste noch einmal zwei Songs, an denen man nicht vorbeikommt, wenn man von Arcade Fire spricht. Ein «Funeral-Sandwich» sozusagen: «Rebellion (Lies)» ist zugleich poetisch und kraftvoll. Man weiss nicht, ob man weinen oder lachen soll. Diesen Song hat wohl jeder Arcade-Fire-Fan in seinen Top 5 Lieblingstracks der Band.
Mit «Wake Up» beenden Arcade Fire fast jedes ihrer Konzerte. Den müsst ihr kennen. Ansonsten könnt ihr am Ende der Show nicht ausgelassen mitfeiern. U2 verwendeten «Wake Up» übrigens 2005 als Einlaufmusik auf ihrer Vertigo-Tour. Also genau umgekehrt.
Nein, wir machen es nicht wie Arcade Fire und beenden diese Liste mit «Wake Up». Wir tun dies mit dem wahrscheinlich schönsten Song auf «Reflektor»: Arcade Fire schrieben «Supersymmetry» ursprünglich für den Film «Her», in dem der Song auch zu hören ist.
Eine überarbeitete Version mit einem nahtlos anschliessenden Hidden Track, der fast nur aus Geknister und Gefrickel besteht, beschliesst auch ihr viertes Studioalbum. Der Song fühlt sich an, wie wenn man in der Schwerelosigkeit durchs Weltall schwebt, und läst einen in Gedanken davontreiben. Ein gebührender Abschluss also.
Das Album «Everything Now» erscheint offiziell am Freitag, 28.07.2017.