Er habe es nicht getan, sagt er mit einem Schmunzeln.
Anders als alle Facebooksüchtigen dieser Welt hat er die neue App des Time-Magazins nicht ausrechnen lassen, wie viel Zeit er auf der Plattform bisher schon verbracht hat - oder vertrödelt, je nach Ansicht.
Wie viel Zeit habt ihr auf Facebook vertrödelt?
Thomas Hutter schätzt, er sei am Tag zwischen zwei und 18 Stunden auf Facebook.18 Stunden? «Privates und Job fliessen dabei ineinander», erklärt er und schiebt nach: «Ich habe das Glück, dass meine Frau ebenfalls hochgradig süchtig ist.»
Thomas Hutter führt seit mehreren Jahren ein Beratungsunternehmen, das auf Social Media spezialisiert ist. Er zeigt Firmen, wie sie auf Facebook ihre Kunden erreichen und wie sie technische Neuerungen am besten einsetzen.
In Irland und Hamburg
Dabei steht er in direktem Austausch mit den Angstellten des Netzwerks. Die Europazentrale steht in Dublin, wo sich eine Art Silicon Valley im Kleinformat gebildet hat. Die niedrigen Löhne und günstigen Steuern ziehen hippe Online-Unternehmen an. Von Hamburg aus betreut Facebook seine Firmenkunden im deutschsprachigen Raum.
Das Portal mit dem weissblauen F dominiert das Leben des 38-jährigen Thurgauers. Im Hause Hutter ist Facebook sogar so wichtig, dass man den Ehepartner oft lieber per Nachricht kontaktiert, statt quer durch den Gang zu rufen.
Für die totale Facebookisierung des Lebens hat Thomas Hutter dennoch nichts übrig. Er schildert den Fall eines befreundeten Pärchens, das seine Trennung offiziell über Facebook bekannt gab.
Problematisch, findet Thomas Hutter: «Vor allem bei negativen Sachen, zum Beispiel beim Verlust von Menschen, weiss man dann nicht - wie soll ich als Facebookfreund reagieren?»
Ein Nacktfoto geht um die Welt
So fragwürdig er das Verhalten der Nutzer manchmal findet, so überzeugt ist er von der politischen Bedeutung des Portals. Er glaubt, dass Facebook wie auch Twitter bei den Aufständen in den arabischen Ländern eine entscheidende Rolle spielten.
Facebook - ein Symbol der Globalisierung. Das wird deutlich, wenn Thomas Hutter erklärt, wie das Netzwerk als Firma operiert. Wie geht es zum Beispiel mit einem Nacktfoto um, das ein Schweizer User hinauflädt?
«Gesperrt wird das durch Leute, die bei Facebook in Dublin unter Vertrag stehen», erklärt der Experte. Ob diese Mitarbeiter aber in Irland, in den USA oder irgendwo auf der Welt arbeiten, wisse man nicht genau.
Bilder anschauen, den ganzen Tag lang
Es gebe Berichte über so genannte Clickworker aus Billiglohnländern, die nichts anderes tun, als Bilder durchzusehen, sagt Thomas Hutter. «Gemäss den Facebook-Richtlinien entscheiden diese, ob ein Bild auf der Plattform bleiben darf oder nicht.»
Doch Facebook ist genau so riesig wie verschwiegen. Die ganze Geschichte kennt nicht einmal Mr. Facebook.