20'000 Stunden Stau pro Jahr! Eine gewaltige Zahl. Auf jeden einzelnen Schweizer verteilt sind das vier Staustunden pro Jahr und Person. Doch damit dürfen wir uns noch glücklich schätzen. Denn die wahren Stau-Höllen liegen im Ausland.
Auf Platz 1 liegt die polnische Hauptstadt Warschau. Deren Einwohner stehen pro Jahr 106 Stunden im Stau. Das ist 25 Mal mehr als wir in der Schweiz.
Auf Platz 2 ist Brüssel mit 104 Stunden und auf Platz 3 die französische Stadt Marseille mit 101 Staustunden pro Jahr und Person.
Mögliche Rezepte für die Schweiz
Doch es wird auch in der Schweiz immer mehr. Pro Jahr nehmen die Staus um rund 25 Prozent zu. Dabei gehen 33 Millionen Arbeitsstunden im Stau verloren. Diese haben einen Wert von 1,2 Milliarden Franken. Der Stau ist also auch ein Problem für die Wirtschaft. Rezepte sind gesucht. Und solche gebe es, sagt Christof Zöllig, Verkehrsexperte am Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH Zürich.
Ein bereits lange diskutiertes Modell heisst Road-Pricing. Solche Strassengebühren werden bereits in London und Stockholm getestet. So bleibt aber die Strasse letztlich nur den Besserverdienern vorbehalten.
Ein Ansatz für alle ist eine bessere Verteilung der Spitzenzeiten. Gleitende Arbeitszeiten lautet das Zauberwort. Wenn alle Arbeitnehmer um Punkt 9 im Büro stehen müssen, ist der Stau vorprogrammiert. Da zeigen immer mehr Unternehmen lernbereitschaft und bieten ihrern Mitarbeitenden flexiblere Arbeitszeiten an, was sich wiederum positiv auf den Verkehr auswirke.
1 Auto, 1 Person
Besonders negativ wirkt sich laut Christof Zöllig auch die schlechte Ausnutzung der Autositzplätze aus. Meist sieht man im Verkehr bloss eine Person im Auto sitzen (Für die Arbeit 1,12 Personen im Schnitt).
«Noch hat es sich in der Schweiz nicht durchgesetzt, dass sich Personen mit ähnlichen Fahrzielen zum sogenannten Car-Pooling zusammentun.»
In den USA werden Autos mit mehreren Fahrpersonen mit einer eigenen Fahrspur belohnt. Dieses System treibt in Jakarta besonders bunte Blüten. Laut Zöllig würden sich dort Personen für Geld als Mitfahrer anbieten, um dem Fahrer die Benützung dieser zusätzlichen Fahrspur zu ermöglichen.
Für die Firmen stellt sich auch je länger je mehr die Standortfrage. «Statt mitten in städtischen Zentren gibt es heute mehr Firmen, die ihr Unternehmen in Agglomerationen ansiedeln, die besser erreichbar sind.»
Letztlich ist es unsere Bequemlichkeit und Mobilität, welche wir überdenken müssten, wollen wir nicht irgendwann im permanenten Stau enden. Bereits gibt es 4,3 Millionen Autos in der Schweiz.