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Bild 1 von 4Legende: Ort und Jahr sind wurst: ein Sonnenuntergang sieht immer und überall gleich aus. Keystone
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Bild 2 von 4Legende: Pack die Badehose ein. Haben die drei gemacht. Auch wenn man`s nicht sieht. Keystone
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Bild 3 von 4Legende: Die Sixpacks sind ja imposant. Trotzdem sieht`s besser aus, wenn Marco Furrer, Thomas Stadler und Sylvan Caspar nicht posieren, sondern einfach sich selbst sind. Keystone
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Bild 4 von 4Legende: Gut: das Mannsgöggeli am Strand und das riesige Stück Himmel. Schlecht: das Foto könnte irgendwann irgendwo am Meer aufgenommen worden sein. Keystone
Die meisten Fotoapparate und fototauglichen Taschentelefone sind heutzutage mit einem Autofokus ausgerüstet. Technische Unschärfe ist deshalb bei Ferienfotos selten das Problem. Unscharf ist vielmehr die Vorstellung des Fotografen, was er oder sie denn fotografieren möchte.
Also wird in den Ferien munter drauflos geknipst und so manches unterirdisch schlechte Foto geschossen. Das ist egal, wenn es sich nur um Erinnerungshilfen handelt. Wer die Fotos aber jemandem anderen zeigen möchte, tut gut daran, die sieben Todsünden zum Ferienfoto grossräumig zu umfahren.
Todsünde Nr. 1: Der Sonnenuntergang
Ein klassischer Schuss in den Ofen ist der Sonnenuntergang. Vorzugsweise umrahmt von Himmel, Meer und einem Streifen Strand ist die Fotografie hundertprozentig überflüssig. Egal ob die Sonne 1998 in Griechenland, 1999 in Spanien, 2003 in Italien oder 2006 in Frankreich im Meer versinkt - jeder Sonnenuntergang sieht gleich aus.
Todsünde Nr. 2: Das Posieren
Ebenso langweilig sind Fotografien, auf denen das Personal in die Kamera lächelt, eine Entenschnute zieht oder sonstwie posiert. Tausend Mal schöner sind Fotografien, auf denen etwas geschieht. Jemand schlendert über den Kiesplatz, schwimmt neben Seerosen, starrt in die Jasskarten.
Todsünde Nr. 3: Food Porn
Das Fötelen vom Essen auf dem Teller ist heutzutage so en vogue, dass es zum eigenen Genre geworden ist, zum Food Porn. Bevor euch aber die dampfenden Spaghetti alle vongole die Linse beschlagen lassen, sei festgehalten: Solange eine Fotografie keine Düfte speichern kann, sind derlei Fotografien für die Füchse.
Todsünde Nr. 4: Die verlassene Strasse
Ebenso für die Katz ist die Fotografie der leeren Strasse, die dem Horizont entgegen mäandert. Sie vermittelt zwar ein Gefühl von Freiheit, wirkt aber trotzdem stärker mit einem Bus, Auto, Töff oder Velo darauf. In 20 Jahren heisst es dann: «Aha, solche Autos fuhren die also früher!» Was hingegen keiner sagt: «Aha, auf solchen Strassen fuhren die also früher.»
Todsünde Nr. 5: Landschaften
Landschaften sind nicht langweilig, aber anspruchsvoll. Wer nicht sehr ambitioniert oder begnadet oder beides zusammen ist, lässt die nackte Landschaft bei den Ferienfotos weg. Stattdessen fotografiere man Menschen und ihre Kleider, Werbeplakate, das Titelblatt einer Qualitätszeitung, kurzum alles, was typisch ist für ein bestimmtes Jahr.
Todsünde Nr. 6: Sehenswürdigkeiten
Ihr könnt sicher sein: Die Akropolis, den schiefen Turm von Pisa, die Golden Gate Bridge und die Pyramiden von Gizeh hat jemand schon besser fotografiert als ihr es könnt. Kauft eine Postkarte.
Todsünde Nr. 7: Der Overkill
Hunderte von Ferienfotografien erfüllen nur einen Zweck. Man kann Dia-Shows basteln und damit Freunde und Verwandte stundenlang belästigen. 24 Fotos pro Ferienwoche reichen. Die Zahl ist nicht sakrosankt. Aber die Stossrichtung: Eine kuratierte Auswahl ist das Ziel. Man darf auch Fotos löschen.