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Aktuell Diese fünf Dinge werde ich an Südkorea vermissen

Drei Wochen lang berichtete SRF-3-Moderator Philippe Gerber von den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang. Nun neigt sich die Zeit hier in Südkorea dem Ende zu. Was er abseits der Sportstätten erlebte, hat er hier festgehalten.

Olympia-Morgenshow auf SRF 3

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Philippe Gerber ist die Stimme der Olympischen Winterspiele 2018 auf Radio SRF 3. Der 43-jährige Basler berichtet bis 23. Februar in einer täglichen Olympia-Morgenshow aus dem House of Switzerland in Pyeongchang – immer werktags zwischen 5 und 10 Uhr.

Sonnenlicht weckt mich noch bevor der Wecker geht. Jetzt realisiere ich, dass ich schon seit drei Wochen hier in Pyeongchang bin. Die Olympischen Winterspiele gehen nun zu Ende.Wie schnell diese Zeit doch vorbeigerast ist, obwohl die Arbeitstage hier fast doppelt so lang sind, wie zu Hause. 16 Stunden und mehr unterwegs zu sein ist kein Problem, wenn so viel läuft. Zu viele Eindrücke – zu schöne Erfolge und Medaillen sorgten dafür, dass die Energiekurve stets oben blieb.Nun geht es langsam heimwärts für mich. Im Koffer werde ich ein paar leckere Instant-Nudelsuppen mitnehmen – im Kopf 1'000 Bilder und im Herzen werden mir die unzählig schönen Begegnungen bleiben.Garantiert vermissen werde ich die Freundlichkeit der Südkoreaner mit ihrer ruhigen Art und die aussergewöhnlich schöne Morgenstimmung.

Von neuen Freunden und koreanischen Gepflogenheiten

Bei meiner Radioarbeit hier im Studio im House of Switzerland liebe ich es, die Schweizer Athleten zu treffen und zu erfahren, wie sich der erfüllte Traum einer Medaille anfühlt. Genau so liebe ich es aber, wenn wir Südkoreaner antreffen und es nicht primär um Olympia geht. Man kommt hier extrem schnell ins Gespräch. Das Interesse an uns Europäern ist gross.

In einem Restaurant lerne ich meine Tischnachbarn Song und Sehun aus der Nähe von Seoul etwas kennen.

Zu meiner rechten Seite ist Song und zu meiner linken Sehun. Zwei super sympathische Typen!
Legende: Zu meiner rechten Seite ist Song und zu meiner linken Sehun. Zwei super sympathische Typen! SRF

Seong erzählt mir von seiner Europareise im letzten Jahr und schwärmt von Rom, Florenz, Venedig und Paris. Alles in einer Woche besucht. Das nächste Mal will er sicher die Schweiz besuchen: Interlaken und das Jungfraujoch seien dann angesagt.

Für das muss er aber noch eine Weile arbeiten, denn als Angestellter bei einer der grössten Bank Südkoreas habe er nur vier Tage Ferien pro Jahr .

Sehun ist sein Schwager, 25 Jahre alt, verheiratet und schon Vater von zwei Kindern.

Über 30 und noch keine Kinder?

Das sei ganz normal in Südkorea. Song erklärt mir, dass man als Mann hier bis spätestens 30 verheiratet sein muss, sonst gilt man als Versager. Sie beide sind also echte Männer, meint er schmunzelnd. Darauf stossen wir an, und zwar so wie es sich gehört in Korea; man sieht sich dabei nicht in die Augen . Was für mich aus lauter Gewohnheit echt schwierig ist.

Übrigens ist es auch unhöflich, wenn man sein eigenes Glas auffüllt, sobald es leer ist. Der Trick ist dann, zuerst den anderen einzuschenken, in der Hoffnung, dass sie es bemerken und mein Glas füllen. Ich verabschiede mich, morgen geht es wieder früh raus.

Koreanische Busse gleichen einer rollenden Disco

Bus fahren bedeutet in Pyeongchang für eine kurze Zeit mal nicht zu frieren. «Olé», denke ich, während dem ich unter einem Wärmepilz an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus warte. Die Temperaturen sind auch heute wieder locker bei minus 12 Grad und dazu bläst fies ein bitterkalter Wind.

Da! Endlich die Nummer 27 rollt an! Das Gefährt ist eine Mischung aus Space-Shuttle und Hippie-Bus. Mit LED-Installationen an Decke und Wänden und mit Schnörkel-Vorhängen an den Fenstern. Dazu hat es überall Bildschirme mit Südkoreanischem Frühstücksfernsehen und Olympia natürlich.

Wenns blinkt, fühlen sich die Koreaner wohl. Der ÖV hier gleicht einer Disco. Sehr unterhaltsam!
Legende: Wenns blinkt, fühlen sich die Koreaner wohl. Der ÖV hier gleicht einer Disco. Sehr unterhaltsam! SRF

Ich versuche mich von den Bildschirmen loszureissen und aus dem Fenster zu schauen. Ich blicke in die Ferne wo die Hügel schneebedeckt sind und sehe die grossen Windräder. Dutzende davon, um Energie zu gewinnen. Kein Wunder, denn Wind haben sie in dieser Gegend genug!

Hinter den Kulissen von Olympia

«Was machst du eigentlich, wenn du nicht auf Sendung bist?» Das fragte mich gestern ein Freund per Whatsapp. Easy Life?

Nope, ganz und gar nicht: Ich bin Geschichtenjäger, Beobachter mit einem Blick über die Sportstätten hinaus. Das hört man in der Morgensendung und liest man auch immer wieder mal hier. Trotzdem wäre ich im Moment nirgends lieber, als hier. Auch wenn die Tage intensiv und streng sind.

Colognas frieren

So habe ich gestern die Familie Cologna auf dem Weg zum ersten Einsatz (2 x 15 km Skiathlon) von Dario begleitet. Alle eingepackt, wie bei einer Nordpolexpedition. Die Mutter Christine betont, im Engadin sei man ja Schnee und Wind und Kälte gewöhnt, aber solch eine Kälte hätte sie nicht erwartet.

Egal wohin man geht, überall muss man durch die Security-Checks. Die Sicherheitsmassnahmen hier sind enorm. Jeden Schritt von uns können die Veranstalter verfolgen:

Ankunft in Pyeongchang

Hallo Schweiz! Ich melde mich aus Südkorea. Bereits am Flughafen in Seoul spürt man den olympischen Spirit. Überall grosse Bildschirme und Banner mit den olympischen Ringen, alles ist perfekt vorbereitet.

Es wimmelt von vielen Helfern, die uns schnell und extrem freundlich weiterhelfen. (Fun Fact: Südkoreaner «müssen» immer Auskunft geben, ob sie eine Ahnung haben oder nicht. Verneinen ist in ihrer Kultur nicht gerne gesehen.)

Mit dem Bus geht es in Richtung Media Village Gangneung, wo wir die nächsten 21 Tage wohnen werden. Bis wir in der Stadt an der Ostküste ankommen, vergehen nochmals vier Stunden Busfahrt.

Alleine an Seoul vorbei, dauert es mehr als eine halbe Stunde. Eindrücklich, die vielen Hochhäuser, die man hier hochgezogen hat. Die Heizung im Bus ist auf «very hot» eingestellt. Zum Glück, denn es ist bitterkalt draussen. Sogar so sehr, dass das Wasser der Meeresbucht von Seoul gefroren ist.

Das Media Village ist gigantisch. Es sieht aus wie eine Satellitenstadt mit vielen Hochhäusern. Hier leben nun tausende Journalisten in topmodernen, neuen Wohnungen, die nach den Spielen verkauft werden sollen.

Reis zum Zmorge

Die Mensa hier ist in einer umfunktionierten Tiefgarage, riesengross (sie hat für 1'000 hungrige Journalisten gleichzeitig Platz! und es gibt Reis zum Zmorge. Was gar nicht mal so schlecht schmeckt.

Was auffällt: Es klappt alles wie am Schnürchen und die Leute sind in jeder Situation entspannt und freundlich. Das Olympiamotto «passion connected» ist bei mir angekommen.

Philippe Gerber vor dem House of Switzerland in Pyeongchang.
Legende: Sichtlich gute Laune beim SRF-3-Moderator. Das House of Switzerland scheint zu gefallen. SRF

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