Jahrelang war das Niveau im Frauenfussball eher tief – und das Niveau der Männergespräche zum Thema noch viel tiefer. Doch es bewegt sich was!
Im Jahr 2015 gehören Chauvi-Sprüche und öffentliche Ignoranz weitgehend der Vergangenheit an. Während die Männer-Nati sich mit einem mühsamen 2:1 in der EM-Quali gegen Litauen in die Ferien verabschiedete, gehört den Frauen diesen Sommer die grosse Bühne. An der WM in Kanada drehen die Schweizerinnen gerade so richtig auf: Nach einem knappen 0:1 gegen Weltmeister Japan fertigten sie das Team aus Ecuador im zweiten Gruppenspiel gleich mit 10:1 ab und gewannen neue Fans dazu.
Nie war es so einfach, sich als Frauenfussball-Fan zu outen!
Dabei war doch jahrzehntelang beschlossene Sache, dass Fussball ausschliesslich Männersache ist. Schliesslich... ja, warum eigentlich? Was die Begründungen angeht, wurden die Hüter des Spiels reichlich kreativ und verbündeten sich gerne mit Wissenschaftlern, die dasselbe chauvinistische Weltbild verbreiteten.
Es ist noch nie gelungen, Frauen Fussball spielen zu lassen. [...] Das Treten ist wohl spezifisch männlich, ob darum Getretenwerden weiblich ist, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls ist das Nicht-Treten weiblich.
Solche Diagnosen wurden zu einer Zeit verbreitet, da der Frauenfussball seine erste Hochphase längst hinter sich hatte: In den 1920er-Jahren gab es vor allem in Grossbritannien viele Mannschaften und Spiele vor grossem Publikum. Dann folgte der Sinneswandel: Die Herren in den Verbänden verboten den Frauenfussball einfach. In den meisten europäischen Ländern wurde er erst Anfang der 70er-Jahre wieder erlaubt.
Während sich die Frauen das Spiel langsam zurückeroberten, machten sich die Männer den Spott darüber zum Sport. Sätze wie «Die Männer brauchen sich nicht aufzuregen, die Frauen waschen ihre Trikots doch selber», gehörten selbst in TV-Kommentaren zum guten Ton. Nebenbei zog man allerhand Gründe, warum bei den Frauen nicht geht, was bei den Männern ganz normal ist, an den Haaren herbei.
Die Anatomie der Frau ist für Trikotwerbung nicht geeignet. Die Reklame verzerrt.
Verzerrt war bis vor nicht allzu langer Zeit vor allem die Wahrnehmung des Frauenfussballs. Dabei gibt der inzwischen ein richtig gutes Bild ab.