Als sich die ganze Welt das Video der «very angry cat» , der wirklich bösen Katze, angesehen hat, habe ich geschwiegen. Ging mich ja nichts an. Als Millionen von Menschen über irgendwelche lustige Katzen-Highlight-Videos gelacht haben, ich habe geschwiegen. Bei all den Jööös und Jesses. Ich blieb still.
Aber jetzt lupfts mer dä Deckel!
«Es ist Weltkatzentag, dazu müssen wir unbedingt etwas machen», meint die nette Kollegin bei der Redaktionssitzung. Schon ziemlich aufgedreht. Fehlt nur noch ein Jööö oder Jesses. Nein, müssen wir nicht, denke ich noch bei mir, als sie sich auch schon direkt an mich wendet: «ein Katzenvideo, das wäre doch was für unseren Onlineartikel.»
Und plötzlich geht es mich etwas an
Denn ich bin heute für die Webseite von SRF 3 verantwortlich. Ich, der mit Katzen nichts anfangen kann, soll einen Artikel zum Weltkatzentag schreiben. Werde ich nicht. Auf keinen Fall. Und damit wir uns richtig verstehen. Ich habe nichts gegen Katzen. Ich esse sie auch nicht. Ich habe auch nichts gegen Katzenhalter. Und tu auch ihnen nichts (ehrlich!). Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man sich stundenlang Katzenvideos ansehen kann. All die Jööös und Jesses. Weshalb? Es sieht sich auch niemand stundenlang ein loderndes Kaminfeuer an. Oder Sonnenuntergänge auf Instagram. Sowas käme doch keinem in den Sinn.
Ich hab mal gelesen, Katzenvideos würden glücklich machen. Du meine Güte. Im Ernst? Ein gutes Essen mit Freunden macht glücklich. Oder ein Tag am Meer. Aber Katzenvideos?
Und noch während mich die nette Kollegin am Sitzungstisch anstrahlt, fälle ich eine Entscheidung: So wahr ich hier sitze, werde ich keinen Artikel zum Weltkatzentag schreiben. Punkt. Ende der Diskussion. All die Jööös und Jesses können mir gestohlen bleiben. Wobei. Wenn ich es mir so recht überlege...