Aktuell - «Meine Entscheidung führte zu einem tödlichen Unfall»
Eine Unaufmerksamkeit, eine falsche Entscheidung im falschen Moment – ein Unfall kann jeder und jedem passieren. Doch wie ist es, wenn bei einem solchen Unfall ein Mensch sein Leben verliert? Drei Fragen an einen Mann, der einen tödlichen Unfall verursacht hat.
Vor fast sieben Jahren war Alexander Köppe in einen tödlichen Autounfall verwickelt. Er prallte mit seinem Auto frontal in einen Velofahrer, der daraufhin verstarb. Seine Geschichte erzählt Alexander Köppe im «Input Kompakt»:
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Denken Sie nach fast 7 Jahren noch oft an den Unfall zurück?
Ja, ich fahre viermal täglich an der Unfallstelle vorbei. Direkt nach dem Unfall habe ich permanent davon geträumt und es passiert auch heute noch ab und zu. Für mich ist das Schlimmste, dass ich in dem Sinne kein Gesetz gebrochen habe, weder betrunken war, noch gerast bin – und trotzdem ein Mensch sein Leben lassen musste. Die Frage nach dem Warum stelle ich mir bis heute.
Wie geht man mit dieser Last um? Kann man sie je loswerden?
Sie ist ein Teil meines Lebens. Ich kann diese Last nicht mehr ablegen und will es auch gar nicht. Das wäre unfair gegenüber dem Todesopfer und dessen Familie. Dieses Ereignis gehört einfach zu meinem Leben dazu. Ich kann und will es nie mehr vergessen.
Was hilft, so ein Erlebnis zu verarbeiten?
Mir hat vor allem meine Familie Halt gegeben. Ich wollte für meine Frau und meine Kinder weiterfunktionieren, denn sie konnten nichts dafür, dass dieser Unfall passiert ist. Ich habe aber auch davon erzählt, wenn mich beispielsweise Kollegen von der Feuerwehr darauf angesprochen haben. Vielleicht habe ich es auch auf diese Art und Weise verarbeitet.
Die Stiftung Roadcross hilft
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Eva Clavadetscher, Leiterin der Beratungsabteilung der Stiftung Roadcross, im Gespräch.
Frau Clavadetscher, was bedeutet so ein schwerer Autounfall für die Beteiligten?
Es ist sowohl für die Direktbeteiligten als auch für deren Umfeld sehr belastend. Mir sagte mal eine Frau: «Es gibt ein Leben vor dem Unfall – und es gibt ein Leben danach. Es ist ein Einschnitt ins Leben.»
Wer kann sich bei Ihnen melden, wem steht die Beratungsstelle offen?
Sowohl Unfallopfer als auch Unfallverursacher können unsere Beratung in Anspruch nehmen. Die Realität ist aber, dass sich sehr selten Unfallverursacher melden, weil sie sich nicht trauen. Unfallverursacher haben oft das Gefühl, sie müssten selber damit fertig werden. Wenn überhaupt, melden sich deren besorgte Angehörige bei uns. Ich fände es gut, wenn sich mehr Unfallverursacher bei uns melden würden – das kann auch von Verantwortungsgefühl zeugen.
Wir möchten auch eine Vermittlungsfunktion einnehmen, denn oft besteht nach einem Unfall grosse Unsicherheit, wie man sich gegenüber dem Opfer eines Unfalls oder dessen Angehörigen verhalten soll.
Das Magazin «NZZ Folio» widmet sich in seiner neusten Ausgabe ebenfalls dem Thema «Unfälle» und den Dimensionen der Schuld. Für Hörerinnen und Hörer der SRF 3-Sendung «Input» gibt es die Ausgabe als PDF kostenlos hier.
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