Aktuell - Taliban-Geiseln: «Wir wussten, dass uns niemand rausholt»
Achteinhalb Monate war ein Schweizer Paar in der Gewalt pakistanischer Taliban, bevor ihnen die Flucht gelang. Die Entführung schlug in der Schweiz hohe Wellen und bekam eine politische Komponente. Die beiden erzählen zum ersten Mal im Radio vom schwierigen Weg zurück in den Schweizer Alltag.
«Selber schuld», war die Volksmeinung, die nach der Entführung des Schweizer Paars in vielen Onlinekommentaren zum Ausdruck kam. Auch an der Fluchtversion der beiden wurde anfangs gezweifelt.
17 Monate sind seit der Befreiung aus der Geiselhaft vergangen. David Och hat seinen Polizistenberuf an den Nagel gehängt, Daniela Widmer die Berufsmatur begonnen. Gemeinsam haben sie die Ereignisse in Buchform verarbeitet.
Persönliche Einblicke bei SRF 3
Im Gespräch mit Dominic Dillier geben die beiden persönliche Einblicke in ihre Lebens- und Leidensgeschichte.
«Und morgen seid ihr tot»
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Daniela Widmer und David Och schildern ihre Geschichte in einem Buch. Am 1. Juli 2011 beginnt der Albtraum: Ein bewaffnetes Kommando zerrt sie aus ihrem Reisebus. -
«Und morgen seid ihr tot»,Dumont Buchverlag, 320 Seiten, zirka 28 Franken.
Eindrücklich schildern sie die Zeit in Gefangenschaft, als sie unter furchtbaren hygienischen Bedingungen und in ständiger Todesangst versuchen mussten, nicht einzuknicken. «Wir wussten, dass uns niemand rausholt», sagt David Och.
Der Berner litt an Malaria, war völlig entkräftigt, nahm 22 Kilos ab. Dennoch verstand es das Paar, mit Kniffs und Übungen einigermassen fit, sauber und geistig gesund zu bleiben. Stecken wurden zu Zahnbürsten, der enge Innenhof zum Trainingsfeld. Sie führten fiktive Gespräche mit ihren Eltern und schrieben Tagebuch.
Lebenslange Verbindung entstanden
Was hat die Entführung mit ihrer Beziehung gemacht? «Schwierig zu beschreiben», sagt Daniela Widmer. «Es ist eine Verbindung entstanden, von der ich überzeugt bin, dass sie ein Leben lang halten wird», sagt David Och.
Wir wurden zusammen neu geboren. Wir haben ein neues Geburtsdatum, den 15. 3. 2012.
Seit ihrer Flucht im März 2012 gebe es aber auch belastende Momente, sagt Daniela. «Wenn ich David anschaue, sehe ich immer auch die Entführung in seinen Augen.» Wie es zwischen ihnen weitergehe, wisse sie nicht. «Im Moment kämpfen wir noch sehr mit dem Ganzen.»
Am Abend vor Überfall Focus gehört
Zur Sendung Focus haben die beiden einen speziellen Bezug. Am Abend vor dem Überfall hörten sie die Gesprächssendung von SRF 3 als Podcast. Zu Gast im Studio war Reinhold Messner.
Eine Frage an den Bergsteiger lautete, welches für ihn das höchste Gut im Leben sei. Messner antwortete: «Die Selbstbestimmung». Dieses Votum habe sie während der ganzen Gefangenschaft begleitet, sagen Daniela Widmer und David Och.
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