Der Schwan gilt in vielen Kulturen als Sinnbild für Anmut, Reinheit und Treue. Zu Unrecht? Wir haben am Image des weissen Saubermanns gerüttelt und schnell festgestellt, dass fast jeder eine Geschichte von aggressiven Schwänen zu erzählen hat. Mein lieber Schwan? Nichts da! Mehr Horror verbreitet höchstens noch der weisse Hai. Hört und lest selbst.
Ich musste beim Joggen in eine Telefonkabine flüchten, weil mich ein Schwan wirklich schnell und aggressiv verfolgte.
Beispiel 1: Der Bad Boy aus Horw – ein Schwan jagt Badende
- Der absolute Bad Boy unter den Schwänen kam aus Horw im Kanton Luzern. Um seine Familie zu schützen, jagte er die Badenden aus dem Vierwaldstättersee. Es wurden extra Schilder aufgestellt, die vor dem aggressiven Tier warnten, das im Sommer 2008 gewütet hatte. Sein unbändiger Zorn wurde ihm schlussendlich aber zum tödlichen Verhängnis. Das Tier musste erschossen werden, denn laut den Luzerner Behörden war es zu «lebensbedrohlichen Situationen» gekommen.
Ein Schwan hat mir mal als Kleinkind in den Po gebissen. Ich kam wohl seinem Nest etwas zu nahe.
Beispiel 2: «Asboy», der aggressive Unhold aus Cambridge
- Letzten Sommer trieb auf dem Fluss Cam in Cambridge ein äusserst aggressiver Schwan sein Unwesen. «Asboy», wie er genannt wurde, schreckte vor nichts und niemandem zurück: Nicht nur Böötlern und Kanuten schwante Böses – an Land attackierte der gefiederte Unhold sogar Kühe. Nicht einmal vor seinen Artgenossen machte «Asboy» Halt und verbiss sich mit Vorliebe in den langen weissen Hälsen. Die radikale Art wurde «Asboy» übrigens vererbt. Schon sein Vater «Mr. Asbo» hatte 2010 in Cambridge Angst und Schrecken verbreitet.
Wir sassen alle gemeinsam am Wasser auf einer Mauer, wo mich ein Schwan in den Zehen biss. Mein Mann verabreichte ihm dann eine Brennessel, in die der Schwan sofort gebissen hat.
Beispiel 3: Der Entenschreck aus Berlin – ein Schwan greift an
- Ende Mai kam auf dem Tegeler See in Berlin eine Ente drunter. Ein Schwan packte das Tier am Hals, als es seinem Nest zu nahe kam. Die Ente konnte zwar noch knapp die Flatter machen, musste in diesem ungleichen Kampf aber Federn lassen. Ente gut, alles gut.
Ich habe am Rhein mal beobachtet, wie ein Schwan einen deutschen Schäferhund vermöbelte.
Beispiel 4: Der gefiederte Hundekiller – Schwan ertränkt Hund
- Für einen grossen Hund, der einem Schwan zu nahe kam, nahm die Geschichte hingegen kein gutes Ende. Der Wildbiologe Mark Struch vom Solothurner Amt für Wald, Jagd und Fischerei erzählte uns eine wirklich haarsträubende Story, bei der ein Schwan einen schwimmenden Hund so lange unter Wasser drückte, bis dieser ertrank. Eine Horrorvorstellung!
Wir liessen alles liegen und rannten! Die ganze Schwanentruppe verfolge uns lange und breitete ihre Flügel aus. Als sie dann endlich stoppten, konnten wir nur noch aus der Ferne sehen, wie sie unserer Picknick genossen (vor allem die Chips).
Beispiel 5: Nicht aggressiv, aber gestört – ein verliebter Schwan
- Manchmal sind Schwäne nicht unbedingt aggressiv, haben aber einfach sonst einen Dachschaden. Bestes Beispiel ist der Trauerschwan «Petra», der sich 2006 im deutschen Münster in ein schwanenförmiges Tretboot verliebte. «Petra» wich dem Tretboot nicht mehr von der Seite. Die ungewöhnliche Liebe hielt zwei Jahre lang. Der romantisch veranlagte Trauerschwan wurde zum Maskottchen von Münster und es wurde sogar darüber diskutiert «Petra» ins Stadtwappen aufzunehmen. Der Schwanendame wurde es aber irgendwann wohl doch zu langweilig mit ihrem Plastikgefährten: Sie zog von dannen, verliebte sich in Osnabrück in einen echten Schwan und lebte fortan glücklich an seiner Seite. Auch monogam veranlagte Schwäne begehen also Seitensprünge.
Wir haben einen Trostpreis für die schrägste Schwan-Geschichte ausgelobt: Marco Wicki aus Luzern, dessen Erlebnis ihr euch links anhören könnt, hat jetzt ein Boot weniger, darf sich dafür aber über unseren Redaktions-Schwan aus Stoff freuen. Garantiert ungefährlich. Oder, Tina Nägeli?