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Ausstellung in Baden Nici Jost: «Es gibt keine Farbe, die so kontrovers ist wie Pink»

Pink gilt als sexy, oberflächlich, kommerziell und weiblich. Die einen finden die Farbe anziehend, die anderen hässlich. Bei der Aargauer Künstlerin Nici Jost ist alles pink – ihr ganzes Universum. Eine Reise nach China liess sie die Farbe aber nochmals neu entdecken.

Am Anfang war es eine Faszination. Zart, süss, provokant, vulgär – das ist Pink. Eine Farbe, die Vorurteile und Reaktionen auslöst. Mit 15 Jahren während ihrer rebellischen Phase begann Nici Jost ihre Haare pink zu färben und nur noch pinke Kleider zu tragen. Damals gar nicht so einfach, denn Pink war noch keine Modefarbe so wie heute. Hosen und Oberteile musste Jost in Weiss kaufen und selbst einfärben. «Es gibt keine Farbe, die so kontrovers ist wie Pink», sagt Jost.

Die Kunst wurde nicht ernst genommen

Die rebellische Phase ging vorbei, Pink blieb. Für Nici Jost ist Pink aber nicht gleich Pink. Die Farbe hat ganz viele Nuancen von Hellrosa bis Knallpink. Während ihres Kunst-Studiums hat sie diese verschiedenen Farbtöne analysiert – ihre historischen, politischen und gesellschaftlichen Bedeutungen. Pink hat sie in ihrem künstlerischen Schaffen stets begleitet. «Ich wurde immer wieder darauf angesprochen, warum meine Kunst pink ist. Warum nicht blau?» Ihre Kunst wurde wegen der Farbe nicht ernst genommen.

Früher trugen Prinzen Pink

Während ihrer Recherche hat Nici Jost herausgefunden: Pink war nicht immer eine Mädchenfarbe. Früher trugen Prinzen Hellrot – was nichts anderes ist als pink – und die Prinzessinnen Blau. Die unterschiedlichen Pinktöne hat Jost für ihre Farbpalette auch benannt.

  • «Bloc Pink» wird häufig von politischen Bewegungen genutzt wie dem «Pussyhat»-Feminismus oder der Schwulenbewegung.
  • «Cell Pink» soll angeblich eine beruhigende Wirkung haben. Gefängniszellen werden deshalb in diesem Farbton gestrichen.
  • «Refined Pink» wird für Süssigkeiten, Schönheitsprodukte, Barbiepuppen und Spielzeug verwendet, das extra für Mädchen hergestellt wird. Diese Farbe soll den Konsum ankurbeln und ist wohl der am häufigsten genutzte Pinkton.

Die Farbpalette von Nici Jost besteht aus zehn Pinktönen. Dank einem sechsmonatigen Aufenthalt in der chinesischen Metropole Shanghai 2018 kamen noch zwei weitere Farbnuancen hinzu: «Silent Pink» und «Peach Pink».

In Mandarin gibt es kein Wort für Pink

Entdeckt hat Jost diese auf einem Markt beim Einkauf von Farbtöpfen. Beim Übersetzen der chinesischen Schriftzeichen stellte sie fest, dass in Mandarin, das in weitenTeilen Chinas gesprochen wird, kein Wort für Pink existiert. Stattdessen wird die Farbe mit puderrot, rosen- oder pfirsichfarben umschrieben. Farben in China werden anders wahrgenommen und beschrieben als in Europa.

Die Poesie des Verpackungsmaterials

Pink war für Jost bei ihrem Aufenthalt in Shanghai auch ein Türöffner, um mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und mehr über die chinesische Kultur zu erfahren. So hat ein befreundeter Künstler für seine Bilder Verpackungsmaterial bestellt. Menschengrosse, pinke Plastiktüten wurden geliefert. Einige davon hat er Jost geschenkt und dazu folgende persönliche Geschichte: Als er klein war, gab es in alten Häusern keine Heizung und kein Bad. Seine Eltern haben in der Fabrik geduscht und die Kinder wurden im Winter unter pinke Plastiktüten in eine Wanne gelegt, damit sie beim Bad nicht frieren. Denn die Plastiktüten liessen den heissen Dampf nicht entweichen.

Ausstellung im Kunstraum Baden

Plastiktüten wie auch die neu entdeckten Farbtöne präsentiert Nici Jost aktuell in einer Ausstellung «Land of Peach Blossom» im Kunstraum Baden. Das Highlight der Ausstellung ist ein Modell eines chinesischen Shops. Ein leuchtender Tresen mit allerlei pinken, alltäglichen und kuriosen Konsumgütern strahlt einem entgegen und animiert zum Auspacken und Probieren.

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