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Aktuell «Betreff: RE: Gewalt in der Geburtshilfe»

«Liebes Input, Gewalt bei der Geburt ist ein Tabu. Ich arbeite auf der Geburtshilfe und habe schon einige schreckliche Geburten erlebt», schreibt uns eine Hörerin. Wir werden hellhörig und gehen der Sache nach.

Als diese E-Mail vor einiger Zeit in den Posteingang der SRF 3-Hintergrundsendung «Input» flatterte, musste ich das Gelesene erst einmal sacken lassen. Was muss ich mir unter Gewalt bei der Geburt vorstellen?

«Das Baby kommt nicht so einfach raus, wie es rein ist!»

Ich gehe der Sache nach. Telefoniere mit der Absenderin der E-Mail, die anonym bleiben möchte. Finde Artikel in seriösen Medien. Was ich dort lese, deckt sich mit dem, was die Hörerin erzählt.

Unnötige Kaiserschnitte. Unautorisierte Dammschnitte. Unverständliche Interventionen. Ungehobelte Sprache.

Die Sendung zum Thema

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Input spricht mit Müttern, die traumatische Geburten erlebt haben. Wir reden mit Ärztinnen über schwierige Momente bei der Geburt und treffen Hebammen, die von Grenzüberschreitungen berichten. Hier geht's zum Podcast. Die Livesendung gibt's am Sonntag, 18. Februar um 20.03 Uhr live auf SRF 3.

Ich lese von Frauen, die sich Sprüche anhören müssen wie: «Wenn sie sich nicht Mühe geben, verlieren sie ihr Baby.» No pressure. Der Gipfel an Frechheit: «Es kommt halt nicht so einfach raus, wie es rein ist!»

Ich entdecke einen Bericht der Weltgesundheitsorganisation. Darin steht, dass Frauen weltweit «geringschätzigen und missbräuchlichen Umgang» in geburtshilflichen Einrichtungen erleben.

Ich traue mich fast nicht, «Gewalt» und «Geburt» im selben Satz zu sagen

Sind es Einzelfälle? Passiert das auch bei uns in der Schweiz? Ich schreibe Spitäler und Geburtshäuser an – und habe Hemmungen. Gewalt bei der Geburt, welch ein Vorwurf!

Sie wäre vorsichtig mit dem Ausdruck Gewalt, meint Hebamme Brigitte Meissner, die Frauen und Babys nach einer traumatisierenden Geburt begleitet. Gewalt kann als Absicht von Fachpersonen missverstanden werden. Sie spreche lieber von Grenzüberschreitungen.

Man dürfe auch nicht vergessen, dass es bei Geburten zu Situationen kommen kann, in denen es um Leben und Tod geht. In solch akuten Situationen fehlt manchmal das Einfühlungsvermögen, die richtige Kommunikation.

«Jetzt gebären? Das kommt aber sehr ungelegen!»

Auch wenn es vielleicht nicht so gemeint war vom Personal, habe sie ihre beiden Geburten als übergriffig erlebt, sagt Anna (Name geändert). Als bei der Geburt des ersten Kindes die Wehen um Mitternacht einsetzten, sei dies dem Personal sehr ungelegen gekommen.

Sie sei von einer Spritze, zu der sie nicht eingewilligt habe, in einen komatösen Schlaf versetzt worden. Mit Gebären sei nichts mehr gewesen. Am nächsten Morgen wurden die Wehen künstlich eingeleitet – genau das, was Anna vermeiden wollte.

Seriöse Zahlen fehlen

Ich lese in verschiedenen Artikeln immer wieder, dass die Hälfte der Mütter betroffen sei. Seriöse Quellen und Studien finde ich aber nicht dazu.

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass die von Frauen erlebte Gewalt unter der Geburt weit verbreitet sei. Aber es gebe keinen internationalen Konsens zur wissenschaftlichen Definition und zur Erfassung. Dennoch bestehe ein umfangreiches Forschungsinteresse. Ziel: Eine bessere Definition und vor allem Prävention.

Netzwerk für Betroffene

Anna ist unterdessen daran, in der Schweiz ein Netzwerk für betroffene Frauen nach internationalem Vorbild aufzubauen. Unter dem Namen «Roses Revolution» machen sich Mütter für ihr Anliegen stark. Jede Frau sei wie eine Rose – stark, schön und verletzlich. So sollten Frauen auch betrachtet werden, gerade unter der Geburt.

Roses Revolution Day

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Die Bewegung startet 2013 in Belgien. Seither legen Frauen in verschiedenen Ländern am 25. November pinke Rosen vor Geburtshäuser oder Spitäler, in denen sie Gewalt unter der Geburt erlebt haben.

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