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Aktuell Das verschmähte Paradies

Wir sind schon um die halbe Welt gereist. Nur die Schweiz bleibt für viele terra incognita. Warum eigentlich?

Es war ein guter Tag für die Heimattouristiker. Jener Abend im Mai Siebzehnhundertirgendöppis, als Johann Wolfgang von Goethe sich noch einen Schoppen Wein gönnte und hernach in seiner Schreibstube folgende Zeilen zum Reimen brachte.

Willst du immer weiter schweifen?

Sieh, das Gute liegt so nah.

Lerne nur das Glück ergreifen.

Denn das Glück ist immer da.

In New York shoppen

Profaner ausgedrückt heisst das: Niemand muss in seinen Ferien rund um die Welt jetten, von der abgelegensten Farm Patagoniens zum Galapagos-Baumhaus schippern, in einer Antarktischen Forschungshütte im ewigen Eis einen Zwischenhalt einlegen und sich dann noch an einem Strand in Südchina legen.

Nein, daheim ist es auch schön. Gerade wenn das Daheim die Schweiz ist. Millionen von Touristen können nicht irren. Die reisen von weit her zu uns, um die Sehenswürdigkeiten der Schweiz zu erleben.

In Sydney brunchen

Da sind einmal die Berge: das Matterhorn im Wallis, ein Berg so grandios, dass er sogar einer Miss Kandidatin bekannt sein muss, will sie nicht Spott und Hohn über sich ergehen lassen. Der Piz Bernina in Graubünden, Eiger, Mönch und Jungfrau in den Berner Alpen.

Diese Berge sind der Grund dafür, dass Schweiz Tourismus im Ausland auch schon mit zwei simplen Wörtern Werbung machte: «Mountains. Switzerland». Damit ist alles gesagt. Ausser, dass hierzulande eben noch viel mehr zu sehen ist.

In Bangkok saufen

Von der Kappellbrücke in Luzern über die Tellsplatte am Vierwaldstättersee bis zum Schaffhauser Rheinfall, dem Heididorf in Maienfeld, den Weinbau-Terrassen am Genfersee, der Stiftskirche St.Gallen und den Uhrenstädten Lau Chaux-de-Fonds und Le Locle.

Nicht zu vergessen wäre alsdann die Berner Altstadt, die Albula- und Berninalinie der Rhätischen Bahn (ein Realität gewordener Traum jedes Ferrophilen) und das Zeltgelände des Openairs Frauenfeld nach Festivalschluss. Letzteres steht noch auf keiner Liste von schützenswertem Kulturerbe.

Und bei uns?

Warum also haben wir nicht die Hälfte dieser touristischen Meilensteine im eigenen Land gesehen, waren aber schon in New York shoppen, in Sydney brunchen, in Bangkok saufen und haben in Peking einem Reissack beim Fallen und in Madagaskar dem Pfeffer beim Wachsen zugesehen?

Eine mögliche Antwort: Wir heben uns die heimischen Schmankerl für später auf. Fürs Alter, wenn wir nicht mehr in die Ferne schweifen mögen.

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