Der 4. Juni 1989: Es ist ein Tag der Angst, an dem der amerikanische Fotograf Jeff Widener sich mithilfe eines Studenten für die Nachrichtenagentur Associated Press ins Beijing Hotel schleicht. Der Fotograf positioniert sich mit seiner Kamera auf dem Balkon. Er sieht den ganzen riesigen Tiananmen-Platz vor sich liegen. Panzer um Panzer rollt heran.
Plötzlich stellt sich ein Mann vor den Konvoi. Ein Mann mit einem weissen Hemd und Einkaufstüten in der Hand. Wideners hat in diesen Moment technische Probleme mit seiner Kamera und eine Gehirnerschütterung. «Ich konnte damals nicht klar denken.» Das Bild macht er trotzdem – und dieses Bild geht um die Welt. Erst Jahre später realisierte Widener, dass er in jenem Moment etwas ausserordentliches fotografiert hat.
Der «Tank Man» ist ein Phantom
Nachdem Jeff Widener im Zimmer kurz sein Objektiv gewechselt hat, ist der Mann einfach verschwunden. Vier Menschen haben ihn zur Seite gezogen. Passanten? Sicherheitskräfte? Das ist bis heute nicht geklärt.
Keiner weiss, was mit dem «Tank Man» passiert ist. Kein Familienmitglied hat sich je gemeldet. Seit 25 Jahren hat ihn niemand vermisst. Wer die Soldaten in den Panzern waren, ist ebenfalls unbekannt – als ob die Beteiligten einfach von diesem Planeten verschwunden wären. In China tut man so, als wäre das alles nie geschehen. «Das Foto ist dort immer noch verboten», sagt Widener.