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Eine prägende Zeit Ein Hoch auf die Pubertät!

Meist blicken wir nur mit einem müden Lächeln auf die Oberstufenzeit zurück. Sind froh, es überstanden zu haben. «Pubertät halt». Zum Glück ist das durch! Dabei könnten wir die Lebendigkeit von damals gut auch später noch gebrauchen, sagt der Psychoanalytiker Daniel Bischof.

Liebe Erwachsene, schaut euch die Adoleszenz nochmals an. Ihr entdeckt Seiten an euch, die ihr vielleicht vergessen habt.
Autor: Daniel Bischof Psychoanalytiker

SRF: Wieso blenden viele Erwachsene die Adoleszenz aus?

Daniel Bischof: Die Adoleszenz wird deshalb häufig ausgeblendet, weil es eine knalligere Zeit war. Die Konflikte, die wir damals hatten, waren happig, explosiv, wahnsinnig spannend, aber auch wahnsinnig gefährlich. Es ist eine Zeit von hoher Sensibilität und Verletzlichkeit.

Und daran wollen wir nicht erinnert werden?

Nein, das haben wir nicht gerne. Wir wollen stark sein, die Dinge im Griff haben. Und es braucht Mut anzuerkennen, dass wir nicht alles im Griff haben.

Ich beobachte deshalb oft bei Erwachsenen eine Art Hilflosigkeit im Umgang mit jungen Menschen, die gerade mitten in dieser Lebensphase stecken.

Zur Person

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Legende: zvg

Daniel Bischof, Dr. phil. Psychoanalytiker mit Praxis in Zürich. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er mit Erwachsenen und Jugendlichen. Für ihn bedeutetet die Arbeit mit jungen Menschen «Psycho­therapie mit Jugendlichen ist der Versuch, eine Sprache zu finden, für das, was bewegt, um zu bewegen, was einem unverrückbar scheint.»

Damit sagen Sie eigentlich «Liebe Erwachsene, blickt zurück auf eure Adoleszenz»?

Ja, sehr liebe Erwachsene, tut das.

Die Adoleszenz birgt eine Vitalität, die man als Erwachsene droht zu verlieren.
Autor: Daniel Bischof Psychoanalytiker

Wieso lohnt es sich auf die Lebensphase zwischen 11 und 14 Jahren zurück zu blicken?

Weil ich mich so kennenlerne. Weil ich so Seiten wiederentdecke, die ich vielleicht vergessen habe. Ich treffe oft in meinem Berufsalltag als Psychoanalytiker auf Menschen, die mir von ihrer Einsamkeit in der Adoleszenz erzählen oder von ihrer Trauer, ihrer Sehnsucht nach einem Freund/einer Freundin. Und dass sie in der Folge eine Depression oder Essstörung entwickelt haben. Als sie älter wurden, verschwand das wieder. Sie fanden ihren Platz in der Gesellschaft, empfanden eine gewisse Ruhe und Stabilität. Wir entwickeln klare Vorstellungen was gut ist und was nicht. Das mag Sicherheit und Orientierung geben. Aber es birgt auch eine gewisse Eintönigkeit oder Langeweile.

Viele Krisen im erwachsenen Alter haben ihren Ursprung in der Adoleszenz.
Autor: Daniel Bischof Psychoanalytiker

Und der Blick zurück könnte damit auch wieder etwas «Farbe» in den Alltag bringen.

In der Adoleszenz zeigt sich eine Vitalität und Lebendigkeit, die wir später zu verlieren drohen, wenn wir uns zu sehr darauf fixieren, wie etwas sein sollte. Deshalb bin ich überzeugt, dass der Erwachsene, der den Mut hat, zurück zu gehen in die Adoleszenz, die Chance kriegt etwas Neues zu entdecken.

Das Gespräch führte Sabine Meyer.

Sendungen zum Thema

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Junge Menschen erleben ein Erdbeben der Persönlichkeit. In keiner anderen Lebensphase werden Körper, Gemüt und Seele so arg durchgeschüttelt. Und doch blicken wir später meist mit einem müden Lächeln darauf zurück: «Pubertät halt». Dabei haben viele Lebenskrisen ihren Ursprung in der Adoleszenz, erklärt Psychoanalytiker Daniel Bischof und plädiert für eine Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden. In den SRF Hintergrundsendungen versetzen wir uns zurück in diese intensive Zeit des Übergangs.

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