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Input Diese Kioske wecken auch deine Kindheitserinnerungen

Kippen, Kult und knallhartes Business: Der gute alte Quartierkiosk ist am Aussterben, denn es gibt immer weniger Privatkioskbesitzer. Und immer öfter werden diese Kioske von Menschen mit ausländischen Wurzeln betrieben. Was bedeutet der Kiosk für sie?

Der Kiosk ist der Ort, an dem wir früher unser hart erspartes Taschengeld für 20er Mocken und Coci-Fröschli ausgegeben haben. Der Ort, an dem wir in bunten Magazinen stöbern. Der Ort, an dem wir auf die Lottomillion hoffen und Last-Minute-Geschenke kaufen. Doch was bedeutet er für jene, die unsere Lieblingskioske am Leben erhalten?

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STORY: «Dank dem Kiosk fühle ich mich nicht fremd»
aus Input vom 13.02.2019. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 21 Minuten 29 Sekunden.

Der Kiosk als Chance, Wurzeln zu schlagen

Der unabhängigen Kiosk Landjäger in der Aarauer Altstadt gibt es schon seit über 15 Jahren.
Legende: Kiosk Landjäger in Aarau Im unabhängigen Kiosk Landjäger in Aarau findet so mancher Stammkunde sein kleines Glück SRF

Der Kiosk in der Aarauer Altstadt gehört dem gebürtigen Iraner Hossein Jahanabadi. Der 64-jährige ehemalige Agrar-Ingenieur hat den Kiosk vor etwa 17 Jahren übernommen und kennt viele seiner Kundinnen und Kunden seit deren Kindheit.

Ich kenne viele Leute und sie kennen mich
Autor: Hossein Jahanabadi Kiosk-Betreiber

Früher gaben sie bei ihm ihr Sackgeld für Süssigkeiten aus und viele von ihnen sind ihm bis heute treu. Jahanabadi selbst hat der Kiosk geholfen, in der Schweiz Wurzeln zu schlagen: «Dank dem Kiosk fühle ich mich hier nicht mehr fremd.» Obwohl ihnen der Kiosk manchmal auch schlaflose Nächte bereite, stecken er und seine Frau ihr ganzes Herzblut in das kleine Geschäft.

Der Kiosk als Treffpunkt

Annamaria Marjai feierte mit ihrem Kiosk Posito in Luzern soeben das 15. Jubiläum
Legende: Kioskbesitzerin Annamaria Marjai Annamaria Marjai feierte mit ihrem Kiosk Posito in Luzern soeben das 15. Jubiläum SRF

Annamaria Marjai (44) aus Ennetbürgen hat sich vor 15 Jahren den Kiosk «Posito» in Luzern gekauft. Er ist mit einer Bar ausgestattet, die Produktepalette reicht vom Lolli übers warme Sandwich bis zum Zahnbürstli.

Der Kiosk ist mein Baby
Autor: Annamaria Marjai Kiosk-Betreiberin

Sie will mit ihrem Kiosk vor allem einen Treffpunkt schaffen - einen Ort zum Verweilen in Zeiten der Hektik und Unverbindlichkeit. Hier sollen die Leute miteinander ins Gespräch kommen, sich austauschen. Dabei spielen sozialer Status und politische Gesinnung keine Rolle. «Die Leute erzählen mir alles. Es ist hier manchmal wie eine Psychiatrie», so die gebürtige Ungarin. Und, Ehrensache: Was im Kiosk erzählt wird, bleibt im Kiosk.

Der Kiosk als Chance auf Unabhängigkeit

Der Kiosk von Sedat Yildirim befindet sich in einem uralten Tramhäuschen im Berner Ostring-Quartier.
Legende: Kiosk Tramhaltestelle in Bern Der Kiosk von Sedat Yildirim befindet sich in einem uralten Tramhäuschen im Berner Ostring-Quartier. SRF

Der 32-jährige Sedat Yildirim betreibt den Kult-Kiosk «Tramhaltestelle» im Berner Ostring gemeinsam mit seiner Frau - ein Familienbetrieb. Im Wohnviertel kennen alle den Kiosk, der sich in einem uralten, ehemaligen Tramhäuschen befindet.

Der Kiosk ist mein Zimmer
Autor: Sedat Yildirim Kiosk-Betreiber

Der türkische Kioskinhaber schätzt, dass er sich mit dem Kiosk etwas Eigenes aufbauen konnte in der Schweiz. Dafür nimmt Yildirim auch lange Arbeitstage in Kauf: Er arbeitet bis 14 Stunden täglich an sieben Tagen die Woche.

Der Kiosk als Lebenswerk

Hansluz Nussbaum gehört zu den wohl erfahrensten Kioskbesitzern der Schweiz.
Legende: Hansluz Nussbaum in seinem Kiosk in Ennetbürgen Hansluz Nussbaum gehört zu den wohl erfahrensten Kioskbesitzern der Schweiz. SRF

Hansluz Nussbaum ist Präsident des Verbandes der unabhängigen Kioskbesitzer in der Schweiz «KioSwiss» und kaufte seinen ersten Kiosk vor 31 Jahren. Gemeinsam mit seiner Frau. Die Frau hat er nicht mehr, den Kiosk schon - und es sind drei weitere hinzugekommen. Der langjährige Kioskbesitzer weiss, wie sich das Kioskbusiness verändert hat. «Die Kinder, die ihr Sackgeld für Süsses ausgeben, die gibt es noch», erzählt er. Das eingerollte Sexheftli und die Presse für Jugendliche seien jedoch quasi Vergangenheitsrelikte.

Unsere goldenen Zeiten sind wahrscheinlich vorbei.
Autor: Hansluz Nussbaum Kiosk-Betreiber

Dass immer mehr Privatkioskbesitzer ausländische Wurzeln haben, entgeht auch Nussbaum nicht. Er erklärt es sich damit, dass heute viele Leute vor den langen Arbeitszeiten und den verhältnismässig tiefen Erträgen zurückschrecken. Der Kiosk ist eben nicht nur der Ort für romantisch-nostalgische Gefühle und ein Spiegel der Gesellschaft - sondern vor allem auch ein knallhartes Business.

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