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Scheidungskinder = arme Kinder?
Aus Input vom 10.11.2019. Bild: colourbox
abspielen. Laufzeit 47 Minuten 38 Sekunden.
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Input Liebe (Scheidungs-)Eltern: Hört euren Kindern zu!

Bei einer Trennung wollen die Eltern das Beste für ihr Kind. Nur: Was ist das Beste? Was wünschen sich Kinder bei einer Scheidung? Eine Anleitung.

Michelle (21), David (21) und Daniela (33) haben etwas gemeinsam: Sie alle sind Scheidungskinder. Ihre Trennungsgeschichten könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein; so sagt Michelle: «Meine Eltern haben sich vorbildlich getrennt». Daniela hingegen muss zugeben, dass sie eigentlich nie erlebt hat, was es heisst, «in einer Beziehung mit Anstand und Respekt zu kommunizieren». Und David, der bis ganz am Schluss dachte, seine Eltern hätten sich gerne – wohl deshalb suchte er am Ende die Schuld für die Trennung bei sich.

Michelle und David sind Scheidungskinder.
Legende: Ähnliches Schicksal: Michelle und David sind Scheidungskinder. ZVG

So unterschiedlich ihre Erfahrungen sind, in der Diskussion sind sich die drei ziemlich schnell einig, worauf es aus Kindersicht bei einer Trennung ankommt.

Sechs Ratschläge an Eltern in Trennung

Punkt 1: Sagt es euren Kindern gemeinsam und sagt es so, dass sie es verstehen.

Daniela (33) war sechs Jahre alt, als ihre Mutter ins Kinderzimmer kommt und ihr eröffnet, dass sie sich von ihrem Vater trennen werde. «Ich wusste damals überhaupt nicht, was das bedeuten soll und musste den Nachbarsjungen fragen.»

Punkt 2: Bezieht eure Kinder in den Prozess mit ein.

Einmal die Entscheidung ruhig und klar erklären – das sei wichtig, sagt Michelle (21), aber reiche längst nicht: «Es kann sein, dass bei den Kindern noch Wochen oder Monate später Fragen auftauchen. Bitte lasst die zu, auch wenn es nicht angenehm ist!»

Transparenz gegenüber den Kindern ist im Trennungsprozess wichtig.
Legende: Mit einbeziehen: Transparenz gegenüber den Kindern ist im Trennungsprozess wichtig. Colourbox

Punkt 3: Hört euren Kindern zu.

«Fragt eure Kinder, was sie fühlen und wie sie die Trennung beschäftigt», rät David (21). «Es ist wichtig, dass die Kinder darüber reden dürfen, auch wenn sie dann vielleicht sagen, dass sie euch hassen und nie mehr sehen wollen!»

Punkt 4: Macht klare Ansagen.

Erklärungen wie, «wir lieben uns nicht mehr» sind wichtig für euch. «Wir Kinder möchten aber wissen, was das ganz praktisch heisst. Wo wohne ich in Zukunft, wann sehe ich Papa, wann Mama. Alles andere ist ein luftleerer Raum», warnt Daniela.

Punkt 5: Schonfrist bei neuen Partner*innen

Es ist ok, wenn ihr euch neu verliebt, da sind sich die drei erwachsenen Scheidungskinder einig. «Aber», sagt Michelle, «wir wollen nicht jeden neuen Mann, jede neue Frau in eurem Leben kennenlernen, sondern erst wenn klar ist, dass es ist wirklich ernst ist – und zwar für beide Seiten».

Viele Kinder wünschen sich etwas Zeit, bis die Eltern ihnen ihre neuen Partner vorstellen.
Legende: Bitte etwas Geduld: Viele Kinder wünschen sich etwas Zeit, bis die Eltern ihnen ihre neuen Partner vorstellen. Colourbox

Punkt 6: Gute Kommunikation zwischen den Eltern

«Der schwierigste Punkt», das wissen auch Daniela, David und Michelle, «deshalb habt ihr euch ja getrennt. Aber versucht so gut wie möglich, mit Anstand und Respekt miteinander und übereinander zu reden.»

Ansonsten sei man als Kind immer zwischen den Fronten, erklärt David. «Wenn jemand fremdes schlecht über meinen Vater spricht, kann ich mich wehren. Bei der eigenen Mutter geht das nicht». Sein Rat: «Die Kinder sind kein Ventil. Wenn ihr etwas loswerden müsst, geht in eine Therapie».

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