Bei der Arbeit, in der Schulklasse, in der Familie: Wichteln ist zu einer beliebten Adventstradition geworden. Ein Grund für den Erfolg: Beim Wichteln beschenkt jede Teilnehmerin nur eine andere Person. Zusätzlich ist der Betrag, den das Geschenk kosten darf, oft beschränkt. Das reduziert die Geschenkeflut und damit Kosten und Konsum.
In Zeiten der Inflation und des bewusst gemässigten Konsums erobert das Wichteln so auch immer mehr Familienweihnachten. Zuvor wurde es vor allem in Schulklassen oder unter Arbeitskollegen praktiziert, wo es sowieso nicht zumutbar ist, dass sich alle in hohe Unkosten stürzen.
Wichtel schenken heimlich
Die Beschränkung auf ein einziges Geschenk gibt den Schenkenden zudem den Raum, ein Geschenk auszuwählen, das besonders gut zum «Wichtelopfer» passt.
Ausserdem wird beim Wichteln meistens heimlich und anonym geschenkt. Das sorgt für heiteres Rätselraten, wer denn der eigene Wichtel sein könnte.
Ursprünge in Skandinavien
In der Schweiz ist der Wichtelbrauch seit ein paar Jahrzehnten bekannt. In Norddeutschland wichtelt man bereits seit dem 19. Jahrhundert – dort wird der Braucht oft «Julklapp» genannt. Dieser Name deutet auf die skandinavische Herkunft des Wichtelns hin: «julklapp» ist das schwedische Wort für 'Weihnachtsgeschenk'.
Der Ursprung des Wichtelns liegt in skandinavischen Schenkbräuchen. In Schweden etwa gingen im 18. und 19. Jahrhundert Jugendliche am 24. Dezember durch die Nachbarschaft, klopften an die Haustüren und warfen, wenn jemand öffnete, ein «Geschenk» hinein. Etwa ein Holzscheit oder eine Strohfigur – nicht selten begleitet von einem Schmähgedicht.
Norddeutschland als «Einfallstor»
Später wurden dieser Schenkbrauch in die Familie geholt: Eltern klopften an die Zimmertüren der Kinder und warfen echte Geschenke hinein. In dieser Form kam der Brauch Ende des 19. Jahrhunderts unter den Namen «Julklapp» und «Wichteln» nach Norddeutschland.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde daraus das heute bekannte «Wichteln», bei dem die «Wichtelopfer» ausgelost und heimlich beschenkt werden. So verbreitete sich das «Wichteln» im gesamten deutschen Sprachraum und darüber hinaus. Zuerst wohl eher am Arbeitsplatz und in Freundesgruppen, später auch in Schulklassen und schliesslich in Familien.
Dass immer neue Varianten des Wichtelns erfunden werden, zeigt, dass Traditionen sehr wandelbar sind und sich problemlos dem Zeitgeist anpassen können.