Computer für alle
Im wohl längsten Zeitschriftentext der Welt zeichnet Harry McCracken bei Time.com die Entstehung der Programmiersprache BASIC nach, die am 1. Mai ihr 50. Jubiläum feierte. Und gleich der erste Satz des Artikels « Fifty Years of BASIC, the Programming Language That Made Computers Personal » fasst zusammen, worum es im Artikel geht – und worum es auch den Erfindern von BASIC ging:
Knowing how to program a computer is good for you, and it’s a shame more people don’t learn to do it.
Und zwei Abschnitte später ergänzt McCracken:
Once upon a time, knowing how to use a computer was virtually synonymous with knowing how to program one. And the thing that made it possible was a programming language called BASIC.
Als John G. Kemeny und Thomas E. Kurtz BASIC Mitte der 1960er Jahre entwickelten, taten sie das mit der festen Überzeugung, dass es in den kommenden Jahren immer wichtiger werde, eine Computersprache zu beherrschen. Aus diesem Grund gestalteten sie BASIC so zugänglich wie möglich.
Zu zugänglich für einige Kritiker, die es nicht so gerne sahen, wenn ihre Studenten mit BASIC experimentieren sahen, weil sie danach für «richtiges» Programmieren verdorben seien. Wie McCracken schreibt, ging es dabei auch um die Frage der Demokratisierung des Computers – also um die Entscheidung, ob jedermann Programmieren können soll, oder ob das Wissen darum weiterhin nur Experten zugänglich bleibt.
McCrackens Rückblick auf die Entstehung von BASIC zeigt aber auch, dass sich diese Frage mittlerweile erledigt hat: Weil bald leistungsstarke Programme für fast alle Anwendungsfälle zur Verfügung standen, bestand für die meisten Benutzer bald keine Notwendigkeit mehr, sich überhaupt mit einer Programmiersprache auseinanderzusetzen.
Beim Umgang mit dem Computer begann sich eine Konsumentenhaltung durchzusetzen, die im Umgang mit der heutigen Elektronik fast selbstverständlich scheint. Oder wie viele Smartphone-Besitzer haben sich schon die Mühe gemacht, selbst ein Programm für den Computer in der Hosentasche zu schreiben?
Was ist uns wichtig?
In « Inside the Science That Delivers Your Scary-Smart Facebook and Twitter Feeds » schaut sich Steven Levy bei «Wired» die Anstrengungen der Social-Media-Plattformen an, uns in ihren Feed nur die Dinge zu zeigen, die uns wirklich interessieren (und vergisst zu erklären, was daran so «scary» sein soll).
Facebook und Twitter hätten die Kunst des Feeds gemeistert wie keine anderen, schreibt Levy:
Both companies have endlessly experimented, devising techniques to deliver the stories and updates users care about—and avoid overwhelming them with noise. The result is a series of computations that are as crucial to the information industry as Google’s search algorithm.
Bei Twitter wie bei Facebook geht es bei diesen Bemühungen letzten Endes darum, die Nutzer so lange wie möglichst auf ihren Seiten zu halten – und sich damit für die Werbeindustrie interessanter zu machen.
Natürlich erfährt man im Artikel nicht, wie genau die Feeds optimiert werden. Schliesslich sind die Algorithmen dahinter nicht nur unglaublich komplex und kompliziert, sondern auch eines der am besten gehüteten Geschäftsgeheimnisse.
Aber man erfährt, welche Kleinigkeiten bei der Optimierung eine Rolle spielen: Zum Beispiel die Frage, was nun interessanter für einen ist – der vier Tage alte Post des besten Freundes, der zur Geburtstagsparty einlädt? Oder das erst eine Stunde alte Katzenbild eines entfernten Bekannten, das schon Dutzende von Likes sammeln konnte?