Die Cablecom hat in die Tat umgesetzt, was das Unternehmen schon im Januar angekündigt hatte: Sie hat auf den Internet-Routern von rund 500'000 privaten Haushalten «Wi-Free» aktiviert und sie damit zum – nach eigenen Angaben – grössten WLAN-Netz der Schweiz zusammengeschlossen. Der achtmonatige Pilotbetrieb in der Stadt St. Gallen habe die erwünschten Resultate gezeigt und sei auf genügendes Interesse der Kunden gestossen, um «Wi-Free» nun in der ganzen Schweiz anzubieten, so die Cablecom.
Geben und Nehmen
Das Prinzip von «Wi-Free» ist bestechend: Als Cablecom-Kunde stellt man seinen WLAN-Router anderen Cablecom-Kunden zur Verfügung und hat im Gegenzug im ganzen Versorgungsgebiet der Kabelnetzbetreiberin ebenfalls Zugang zum Internet – via die privaten Anschlüsse anderer. Um die Sicherheit der einzelnen Kunden und ihrer Daten nicht zu gefährden, wird das Wi-Free-Netz als zweites, vollkommen unabhängiges WLAN-Netz auf den Internet-Routern betrieben. Ein Zugriff auf andere Geräte in den privaten Netzwerken sei laut Cablecom damit ausgeschlossen.
Unerwartetes Wi-Free Glück
Wie schon beim Pilotversuch in St.Gallen hat die Cablecom den neuen Dienst auf den Geräten ihrer Kunden aktiviert, ohne vorher nach deren Einverständnis zu fragen. Diese mittlerweile gängige Praktik trägt den Namen «Opt-out» und bedeutet, dass man als Kunde aktiv werden muss, wenn man etwas nicht will. Die Cablecom begründet dieses Vorgehen mit der angeblich hohen Zufriedenheit ihrer Kunden in St. Gallen. Wer seinen Internet-Anschluss nicht für Wi-Free zur Verfügung stellen will, muss den Dienst über die Cablecom-Hotline oder online über das Kundenportal MyUPC abmelden.
Es haben einige wenige Kunden einen Opt-out gewählt. Die Zahl liegt im Rahmen unserer Erwartungen.
Nicht mobil
Der Informatiker Marcel Baur wohnt in St. Gallen und hat für uns das Wi-Free Angebot mit verschiedenen Geräten getestet. Er zieht ein grundsätzlich positives Fazit, sieht aber auch klare Einschränkungen. Grösster Mangel: Das Wi-Free-Netz kann kein Roaming. Es kommt mit anderen Worten zu einem Verbindungs-Unterbruch, wenn man sich aus der Reichweite eines Senders entfernt, auch wenn man dabei in die Reichweite eines anderen Senders kommt. Sich mit dem Smartphone bewegen und dabei unterbruchfrei im Internet surfen kann man im Wi-Free-Netz also nicht. Aus der Sicht von Baur reduziert sich damit der Nutzen auf Besuche bei Freunden und Bekannten zuhause, sofern diese ebenfalls zu den Cablecom-Kunden gehören.
Grundsätzlich bin ich mit Wi-Free zufrieden. Roaming funktioniert allerdings nicht; man muss dort stehen bleiben, wo man Empfang hat.
Die Cablecom stellt eine interaktive Karte zur Verfügung, welche die Wi-Free Abdeckung der Schweiz zeigt, sowie weitere Informationen rund um Wi-Free.