Die Anfänge waren bescheiden: Das erste Büro von Baidu befand sich der Legende nach in einem Hotelzimmer unweit der Universität Peking, an der Baidu-Mitgründer Robin Li studiert hatte. Später ging Li zum weiteren Studium in die USA, genau wie sein späterer Kompagnon Eric Xu, der dort erste Erfahrungen im Programmieren von Such-Algorithmen sammelte.
Li und Xu gründeten Baidu im Januar 2000 in Peking. Die Suchmaschine wurde rasch um weitere Dienste erweitert, etwa eine Nachrichten- oder eine Bildersuche. 2006 kam die Internetenzyklopädie Baidu Baike dazu, eine Art chinesische Wikipedia.
Die Geschäfte liefen gut: 2007 wurde Baidu als erstes chinesisches Unternehmen in den amerikanischen NASDAQ -100-Aktienindex aufgenommen, 2013 machte Baidu Inc. einen Umsatz von über 5 Milliarden Dollar . Mit einem Privatvermögen von gut 11 Milliarden Dollar gilt der 45-jährige Li heute als drittreichster Mann Chinas .
Gut geplante Expansion
Jetzt will Baidu auch im Ausland wachsen . In Thailand ist bereits eine Testversion der Suchmaschine gestartet. Vietnam, Malaysia, Indonesien, Ägypten, Brasilien und Argentinien stehen ebenfalls auf der Expansionsliste. Es sind allesamt Länder, in denen Baidu schon erste Erfahrungen sammeln konnte, mit Apps für das Smartphone etwa. Und es sind alles bevölkerungsreiche Länder, die sich ungefähr auf demselben Entwicklungsstand wie China befinden, also auch bei Internetdiensten noch Raum für Wachstum haben.
Baidu scheint sich für seine Expansion gezielt Länder ausgesucht zu haben, in denen Englisch nicht die dominante Sprache ist. Das wohl aus dem Grund, dass ein chinesisches Unternehmen so eher eine Chance gegen amerikanische Suchmaschinenbetreiber wie Google, Yahoo oder Microsoft hat.
Alle Suchmaschinen zensieren
Allerdings eilt Baidu der Ruf voraus, Zensurwünschen der chinesischen Regierung willig und vorauseilend nachzukommen. 2009 kamen interne Dokumente an die Öffentlichkeit mit einer langen Liste von gesperrten Webseiten und zensurierten Themen. Auch bei Baidu Baike sind bestimmte Themenbereiche tabu. So sammelt die Enzyklopädie zwar die wichtigsten Ereignisse einzelner Jahre, etwa von 1988 oder 1990. Wer aber nach 1989 sucht – dem Jahr des sogenannten Tian'anmen-Massakers –, findet bei Baidu Baike nur Angaben zur Zahl 1989 und zu einem Computervirus.
Doch nicht nur Baidu, auch die anderen Suchmaschinen in China halten sich an die Zensurvorgaben der Behörden. Google hat sich der Zensur wegen zwar 2010 aus Festland-China zurückgezogen und bietet chinesischen Nutzern seine Dienste nun auf dem Umweg über Hong Kong an, das von einer liberaleren Gesetzgebung profitiert.
Doch auch Google besitzt einiges Knowhow in Sachen Zensur: Der Dienst filtert seine Suchresultate, um nicht mit der Gesetzgebung einzelner Länder in Konflikt zu kommen. So werden etwa in Deutschland und Frankreich etwa Webseiten mit rechtsextremen und antisemitischen Inhalten aus dem Verzeichnis gelöscht.
Keine Chance in Japan
Ob Baidus Expansion ins Ausland glückt, ist schwer abzuschätzen. Allein die riesige Nutzerbasis in China gibt Baidu zwar einiges Gewicht und macht die Suchmaschine mit einem Marktanteil von 17 Prozent zur zweitgrössten der Welt (zum Vergleich: Google, die unangefochtene Nummer eins, hat einen weltweiten Marktanteil von fast 70 Prozent). Das gilt allerdings nur für den Desktop: Bei der zukunftsträchtigen mobilen Suche ist Baidu mit einem Anteil von weniger als einem Prozent weit abgeschlagen.
Zumindest die Anleger schienen aber Vertrauen in Baidus Pläne zu haben: Der Aktienkurs der Firma ist in den letzten Wochen kontinuierlich gestiegen . Allerdings: Baidu ist schon einmal ins Ausland expandiert. Seit 2007 gibt es die Suchmaschine auch in einer japanischen Version. Damit hatte Baidu bis heute allerdings keine Chance gegen die Dienste von Yahoo Japan und Google : Die decken in Japan zusammen über 90 Prozent aller Suchabfragen ab.