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Bildausschnitt eines Commodore-64
Legende: C=64 Keyboard In 14 Jahren (!) Produktionsgeschichte wurden mehr als 22 Millionen Commodore 64 verkauft. Reto Widmer

Digital Commodore 64: Als der Computer ins Wohnzimmer kam

Vor 30 Jahren war Verkaufsstart für den C=64 – der wohl wichtigste Computer der PC-Revolution. Für viele war es der erste Kontakt mit einem Computer und der C=64 bald mehr als ein blosses Arbeitsgerät. Wir blicken zurück auf die Geschichte des berühmtesten Brotkastens der Welt.

Dossier: 30 Jahre C=64

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Die Schweiz im Jahr 1982: Fritz Honegger ist Bundespräsident, die SBB führen den Taktfahrplan ein, in der polnischen Botschaft in Bern werden Geiseln genommen. Und: Im September 1982 kommt der C=64 in die Läden – der erste richtige «Heimcomputer», seiner Form wegen auch «Brotkasten» genannt.

Anfang der 1980er Jahre waren Computer soweit geschrumpft, dass sie ohne Probleme auch in der guten Stube Platz fanden – tatsächlich kamen die meisten Leute aber höchstens am Arbeitsplatz mit so einem Rechner in Kontakt. Der Commodore 64 änderte das. Er war ein «Computer für die Massen», wie es Firmengründer Jack Tramiel ausdrückte.

Ein Computer nicht nur für Fachleute

Über 22 Millionen Stück wurden (bis zum Produktionsschluss 1993!) weltweit verkauft. Laut Guinness Buch der Rekorde ist der C=64 das meistverkaufte Computermodell aller Zeiten. Der Grosserfolg hatte verschiedene Gründe: Der Rechner war günstig genug, dass ihn sich auch Leute mit kleinem Budget leisten konnten. Zu Beginn kostete ein C=64 gut 1700 Franken, dieser Einführungspreis sank aber rasch.

Dass der Computer in Waren- und Versandhäusern erhältlich war – und nicht nur im Fachhandel – senkte die Kaufschwelle zusätzlich. Und kaum ein Computer dieser Zeit liess sich so einfach bedienen wie der C=64: Stromkabel einstecken, Monitorkabel an den Fernseher anschliessen, einschalten und fertig. Eine Version der Programmiersprache Basic war im Gerät schon drin und musste nicht extra geladen werden.

Begeistert über Grafik und Musik

Mit seinen 64 Kilobyte Arbeitsspeicher scheint der C=64 heute wie ein besserer Taschenrechner. Eine Festplatte gab es keine, alle Software musste – vom 5¼-Zoll-Diskettenlaufwerk oder gar ab Kassette –in den Arbeitsspeicher geladen werden. Im Fall der Kassette konnte das schon mal eine Viertelstunde oder länger dauern.

Damalige Benutzer waren aber begeistert über die Grafik- und Musikfähigkeiten des C=64, der mit dem SID-Chip einen Soundchip besass, der ganze drei (!) Stimmen gleichzeitig spielen konnte. Das freute vor allem die Game-Fans: Sie konnten beim C=64 bald zwischen tausenden von Titeln wählen.

Vom Joystick bis zum Lichtgriffel

Preis-Leistungs-Verhältnis und die Masse der verfügbaren Software (die dank Raubkopien leicht und günstig aufzutreiben war) machten den C=64 attraktiver als Konkurrenten wie den Apple II oder den vor allem in England sehr beliebten Sinclair ZX Spectrum.

Viel Auswahl gab es auch bei den Peripheriegeräten , wo der C=64-Benutzer zwischen Kassetten- und Diskettenlaufwerken oder Eingabegeräten wie Joystick, Maus, Paddle, Lichtgriffel und Scanner wählen konnte. Daneben gab es Monitore, Drucker, Modems und unzählige weitere Geräte, um den C=64 zu erweitern – teils von Commodore selbst hergestellt, oft auch von Drittanbietern.

1994 kam der Konkurs

Das Unternehmen Commodore war 1958 von Jack Tramiel in Kanada gegründet worden und hatte sich bereits mit dem 1977 vorgestellten PET (Personal Electronic Transaction Computer) und dem C=64-Vorgänger VC-20 (1981) einen Namen gemacht. Der C=64 blieb der grösste Erfolg des Unternehmens. Der Nachfolger Commodore 128 stiess auf wenig Begeisterung.

Mit dem Amiga – dem C=64 technisch hoch überlegen – hatte Commodore ab 1985 zwar ein zweites beliebtes Modell im Programm, doch Mitte der 1980er Jahre begann die Zeit der IBM-kompatiblen PCs, die Commodore langsam vom Markt drängten. Und für Gamer standen die Konsolen von Nintendo und Sega parat. 1994 musste Commodore schliesslich Konkurs anmelden (das Start-Up-Unternehmen Commodore USA  kaufte 2010 die Lizenzrechte der Marke).

Gründer Jack Tramiel war da schon lange weg: Nach Streitigkeiten mit seinen Financiers musste er 1984 Commodore verlassen. Er blieb der Computerbranche treu: Tramiel übernahm die Unterhaltungselektronik-Sparte von Atari und stellte 1985 mit dem Atari 520 ST einen Computer vor, den nicht wenige Benutzer als Nachfolgemodell zum C=64 wählten.

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