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Digital Das Handy wird zur Wärmebildkamera

Undichte Fenster, stromfressende Netzteile: Wärmebildkameras bringen versteckte Informationen ans Licht. Bis vor kurzem war die Technologie Profis vorbehalten. Heute ist sie dank kompakter Modelle, die sich an das Smartphone anstecken lassen, erschwinglich geworden.

Was Wärmestrahlung uns alles verrät, ist verblüffend. Sie zeigt Menschen und Tiere in absoluter Dunkelheit, sie macht mangelhaft isolierte Stellen an Gebäuden sichtbar. Oder sie verrät uns, wie lange das Auto des Nachbarn schon in der Garage steht. Vorausgesetzt, wir machen die Wärmestrahlung für das menschliche Auge sichtbar. Heute ist das einfach und erschwinglich geworden; dank kleiner Infrarot-Sensoren, die sich an ein Smartphone stecken lassen.

Die Wärmestrahlung

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Der Astronom Wilhelm Herschel gilt als Entdecker der Wärmestrahlung , heute auch als Infrarot bekannt. Herschell lenkte im Jahr 1800 Sonnenlicht durch ein Prisma und untersuchte den Bereich hinter dem roten Ende des sichtbaren Spektrums. Der dort steigenden Temperatur wegen schloss Herschel auf eine unsichtbare Form von Energie – die Wärmestrahlung.

Wie entsteht ein Wärmebild?

Jedes Objekt strahlt elektromagnetische Wellen ab. Abhängig von seiner Temperatur «leuchtet» Materie sozusagen unterschiedlich stark. Wir Menschen nehmen diese Strahlung allerdings nicht wahr, da sie sich für unser Auge im nicht sichtbaren Infrarot-Bereich bewegt. Um Temperatur-Unterschiede in unserer Umgebung sichtbar zu machen, braucht es also eine Kamera, die diese Infrarotwellen auffängt und in das für uns sichtbare Lichtspektrum verschiebt.

Infrarot für Alle

Infrarot- oder IR-Kameras für den Heimbedarf gibt es schon länger zu kaufen. Die meisten Modelle kosteten bislang allerdings einen vier- bis sogar fünfstelligen Betrag. Und auch wenn man von den Smartphone-Modellen « Seek Thermal » und « FLIR one » vielleicht nicht die höchste Qualität erwarten kann, so sind sie mit einem Preis von rund 200 beziehungsweise 360 Franken heute absolut erschwinglich.

Mit der dazugehörigen App von Seek Thermal lassen sich mit der Handy-IR-Kamera Videosequenzen und Fotos aufnehmen. Dabei ist es faszinierend zu sehen, welche unsichtbaren Geheimnisse Gegenstände plötzlich preisgeben können. Wir sehen den Abdruck unserer eben weggezogenen Hand auf einer Tischplatte, entdecken die schlecht isolierten Fenster in unserem Wohnzimmer oder das unnötig eingesteckte Netzteil am Boden.

Energie-Optimierung? Nichts für ungeschulte Augen

Thermografie ist auch bei der Energie-Optimierung von Gebäuden ein wichtiges Hilfsmittel. Mit Wärmebild-Aufnahmen der Aussenhülle von Häusern lassen sich Schwachstellen der Isolation entdecken, an denen übermässig viel Wärme verloren geht. Fachleute der Energieberatung warnen allerdings davor, voreilige Schlüsse aus diesen Bildern zu ziehen. Dafür seien geschulte Augen und präzise Testreihen notwendig.

Die Qualität der Wärmebildkamera ist nicht entscheidend, sondern die Fähigkeit, das Bildmaterial richtig zu interpretieren.
Autor: Ulrich Nyffenegger Amt für Umweltkoordination und Energie des Kantons Bern

Besonders Aussenaufnahmen von Gebäuden seien sehr schwierig zu interpretieren. Selbst Fachleute verliessen sich dabei nicht alleine auf das Bildmaterial von Thermografie-Geräten, unterstreicht Ulrich Nyffenegger, Amtsvorsteher des Amtes für Umweltkoordination und Energie des Kantons Bern. Thermografie-Aufnahmen kommen laut ihm als eines von mehreren Mitteln bei einer Gesamtbeurteilung eines Gebäudes zum Einsatz.

Eine Männerhand hält eine professionelle Wärmebildkamera mit gelbem Gehäuse.
Legende: Herkömmliche Wärmebildkameras wie hier im Bild kostet in der Regel einige tausend Franken. Wikipedia

Trotzdem findet er den privaten Gebrauch von IR-Kameras nicht unsinnig. Gerade in Innenräumen liessen sich damit Stromfresser wie unnötig eingesteckte Netzteile oder schlechte Dichtungen an Fenstern aufspüren.

Und schliesslich, so Nyffenegger, könne so ein Gerät auch der erste Schritt sein, um sich mit der Energie-Optimierung seiner Wohnung oder seines Hauses auseinanderzusetzen. Und das sei ja schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung.

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