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Friedeman Mattern
Legende: Friedemann Mattern: «Heute wird viel Energie verschwendet.» lum

Digital Das Internet der Dinge

Die grosse Mehrheit der Bevölkerung in unseren Breitengraden ist heute online. Und der nächste Schritt der globalen Vernetzung ist bereits im Gang: Was passiert, wenn wir nach den Computern und den Menschen auch unsere Umgebung mit dem Internet verbinden? Wenn es zum «Internet der Dinge» wird?

Es kommt mir so vor, als sei das rasante Wachstum des WWW nur der Zündfunke einer viel gewaltigeren Explosion gewesen. Sie wird losbrechen, sobald die Dinge das Internet nutzen.

Dieser Satz stammt von Neil Gershenfeld, einem Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Gesagt hat er ihn bereits im Jahr 1999. Wenn er von Dingen spricht, die das Internet nutzen, meint er damit weit mehr als die Zimmerpflanze, die uns per E-Mail daran erinnert, dass sie Durst hat.

Alltägliche Gegenstände sprechen miteinander

Das wahre Potential des Internets der Dinge wird sich erst entfalten, wenn sich alltägliche Gegenstände selbständig miteinander vernetzen und miteinander zu kommunizieren beginnen. Zum Beispiel um zu einer effizienteren Nutzung von Energie zu finden.

Davon ist auch Friedemann Mattern überzeugt, Professor für Informatik an der ETH Zürich. Er sagt, dass heute viel Strom und Energie verschwendet werde. Doch wenn etwa ein System automatisch wüsste, wann jemand nach Hause kommt, wann er sich im Wohnzimmer aufhält und wann er schläft, dann könnte auch die Heizung automatisch gesteuert werden. «So könnten gut 30 Prozent der kostbaren Energie gespart werden», so Mattern.

Energie nur dann, wenn sie billig ist

Energie zu sparen und sie effizienter einsetzen ist auch ein zentrales Thema beim Atomausstieg und dem Wechseln auf alternative Energiequellen. Genau hier hat das Internet der Dinge in den Augen von Professor Mattern ein sehr grosses Potential.

Wir könnten Haushaltsgeräte mit kleinen Sensoren an das Internet anschliessen und mit der Infrastruktur der Stromproduktion verbinden. So könnte zum Beispiel ein Kühlschrank - der ja nicht immer kühlen muss - sich nur dann mit dem Stromnetz verbinden, wenn die Energie billig ist.

Der Strommix der Zukunft

Um diese Vision Wirklichkeit zu machen, müssen die Dinge «intelligent» werden, via Internet vernetzt und in der Lage sein, miteinander zu sprechen: Die Geräte, die den Strom verbrauchen, die Kraftwerke, die Stromverteiler und das gesamte Strom-Netz.

Der Strommix der Zukunft wird sich so aus ganz unterschiedlichen, grossen, kleinen und zum Teil witterungsabhängigen Quellen zusammensetzen. Simulationen des amerikanischen Physikers Amory Lovins am Rocky Mountain Institute haben gezeigt, dass selbst unter diesen Bedingungen eine stabile Stromversorgung möglich ist. Auch wenn sie zu hohen Anteilen aus Wind- und Sonnenenergie besteht.

Die Entwicklung wird spannend werden

Bis wir im tatsächlich Internet der Dinge angekommen sind, müssen aber noch einige Hürden genommen werden. Eine davon ist gemäss Friedemann Mattern, einen allgemein gültigen Standard für die Kommunikation zwischen den einzelnen Geräten zu finden.

Am Veränderungs-Potential des Internets der Dinge zweifelt Mattern aber nicht. Mittel- bis langfristig werde es eine enorme Wirkung auf die Wirtschaft haben. Dabei gehe es auch darum, wer die nötigen smarten Geräte produzieren werde und wer die Infrastruktur dafür schaffe. «Das wird noch sehr spannend werden», prophezeit Mattern.

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