Douglas Engelbart begann schon 1963 mit der Entwicklung einer Computermaus. Allerdings trug sein Prototyp noch einen etwas umständlichen Namen: «X-Y-Positions-Anzeiger für ein Bildschirmsystem». Dass am Ende eine Desktop-Maus herauskommen sollte, war keineswegs klar: Engelbarts Team am Stanford Research Institute machte sich auch Gedanken über ein System, das unterhalb des Pultes angebracht sein sollte – gesteuert mit den Knien.
Das Holzkästchen, das Engelbart schliesslich 1968 der Öffentlichkeit vorstellte, sah aber schon fast aus wie eine Computer-Maus von heute und funktionierte auch so. Sie machte es dem Benutzer zum ersten Mal möglich, das Innenleben eines Computer direkt über ein Gerät von aussen zu steuern.
Dem Verstand zuliebe
Das war bahnbrechend für eine Zeit, wo Computerarbeit in der Regel darin bestand, dass gut hochspezialisierte Ingenieure riesige Rechenmaschinen mit Lochkarten fütterten. Engelbart hatte früh erkannt, dass der Umgang mit dem Computer einfacher und intuitiver werden müsste, um tatsächlich das ganze Potenzial der Maschine zu nutzen.
Dabei ging es Engelbart vor allem darum, den menschlichen Geist weiterzuentwickeln. Es war sein Ziel, den Computer zum Wohl aller zu nutzen und mit seiner Hilfe die wichtigsten Probleme zu lösen. Und er blieb nicht bei der Maus stehen: An seiner Präsentation im Jahr 1968 stellte Engelbart noch weitere, visionäre Techniken vor. Die erste Videokonferenz etwa, als er das Bild und die Stimme eines 48 Kilometer entfernten Kollegen in den Saal übertrug.
Die Mutter aller Präsentationen
Engelbart entwickelte schon Ende der 1960er-Jahre Ideen, die unseren Umgang mit dem Computer und dem Internet heute prägen: Grafische Benutzeroberflächen etwa, die auch Laien ermöglichten, mit dem Rechner zu arbeiten. Oder den Hyperlink, der den Benutzer als eine Art Querverweis mit einem Mausklick vom einen Dokument zum anderen springen lässt.
Im Gegensatz zu seinen oft komplexen und schwer verständlichen Texten fand Engelbart bei der Präsentation im Dezember 1968 klare und prägnante Bilder für seine visionären Ideen. So machte er dem Publikum sofort Nutzen und die mögliche Anwendungen dieser neuen Techniken klar. Als Musterbeispiel gelungener Ideenvermittlung erhielt die Vorführung später denn auch den Namen « The Mother of all Demos » – die Mutter aller Präsentationen.
Von Bill Clinton ausgezeichnet
Douglas Engelbart war mit seinen Ideen der Zeit voraus. Sein Patent auf die Maus etwa war fast schon abgelaufen, als das Gerät Mitte der achtziger Jahre auch kommerziell verfügbar wurde. Der Vater der Maus profitierte deshalb finanziell kaum vom Erfolg seiner Erfindung.
Engelbarts Wirken blieb aber nicht ohne Würdigung: 1997 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Turing Award ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt er den mit 500'000 Dollar höchstdotierten amerikanischen Erfinderpreis, den Lemelson-MIT Preis. Und im Jahr 2000 zeichnete ihn der damalige Präsident Bill Clinton mit der National Medal of Technology aus.
Douglas Engelbart starb am Dienstag mit 88 Jahren in seinem Haus in Atherton, Kalifornien.