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Offenbar stimmt's wirklich: Ab 20 geht's nur noch abwärts.
Legende: Offenbar stimmt's wirklich: Ab 20 geht's nur noch abwärts. lum

Digital Die SMS ist 20 Jahre alt – und in der Midlife Crisis

«Merry Christmas» leuchtet am 3. Dezember 1992 in England auf einem Mobiltelefon auf. Es ist die Geburtsstunde der SMS. In den folgenden 20 Jahren wird sie zu einer Goldgrube für die Mobilfunkbranche. Nun wird die SMS von ihrem eigenen Erbe bedrängt und steckt mitten in der Midlife Crisis.

Man könnte die SMS beinahe als technologisches Missverständnis bezeichnen. War sie doch weder für die kommerzielle Nutzung, noch für die Kommunikation von einem Handy zum anderen gedacht. Die Mobilnetzbetreiber führten sie für die Einwegkommunikation mit ihren Kunden ein, um auf Störungen im Netz oder auf hinterlassene Sprachnachrichten hinzuweisen. Es dauerte noch mehrere Jahre, bis das wirtschaftliche Potenzial der 160 Zeichen erkannt war. Ab 1995 waren die Netze und Handys in der Schweiz SMS-fähig, Tarife geschaffen und eine Verrechnung möglich.

Steiles Wachstum ab 2000

In den 90er-Jahren behindern Umstände wie unzuverlässige Zustellung, oder die Unmöglichkeit, SMS von einem Netz zum anderen zu senden, die Verbreitung im grossen Stil. In den Nullerjahren folgt dann der Durchbruch. In einzelnen Regionen wächst die SMS exponentiell. Die Branche verdient Milliarden mit den kurzen Texten. Im Jahr 2010 erreicht die SMS-Menge ihren bisherigen Höchstwert. 6 Billionen Nachrichten werden weltweit verschickt und sorgen für 114 Milliarden US Dollar Gewinn bei den Telekommunikations-Unternehmen.

Midlife Crisis

In den letzten Jahren hat sich die Menge der SMS auf hohem Niveau stabilisiert. Das wachsende Angebot an kostenlosen Alternativen wie WhatsApp, Facebook und Co. setzt die SMS unter Druck. Grob geschätzt wird heute in der Schweiz nur noch ein Drittel der Kurznachrichten überhaupt verrechnet. Der Rest fällt unter Flatrates oder Monatspauschalen. Auch wenn es der SMS heute eigentlich ausgezeichnet geht, so hat sie ihre besten Zeiten hinter sich. Sie blickt ihrem langsamen, aber sicheren Niedergang entgegen.

Joyn – die Ablösung

Tatenlos wollen die Mobilfunkbetreiber dem Ende ihrer Milchkuh aber nicht entgegen sehen. Ihre internationale Vereinigung «GSM Association» arbeitet deshalb schon seit Jahren an einem Nachfolger . «joyn» soll das Beste aus beiden Welten verbinden. Wie mit den SMS-Alternativen namens WhatsApp und Co. soll man damit Bilder, Filme und Gruppennachrichten versenden, sowie Lesebestätigungen empfangen können. Im Gegensatz zu den heutigen Apps soll «joyn» aber standardisiert und damit auf allen Handys verfügbar sein. So wie wir es von der SMS gewohnt sind. Erste Länder in Europa bieten «joyn» bereits an – in der Schweiz wartet man noch zu. Die Frage ist auch, ob die Benutzer überhaupt bereit sind, etwas für diesen Dienst zu bezahlen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sich die Geschäfts-Modelle im Mobilfunk weiter zu monatlichen Pauschalen hin entwickeln.

Alles Gute zu deinem 20sten, liebe SMS. Wir sehen uns.

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