Während einem Jahrzehnt hat der Firefox Browser alle Suchanfragen an Google weitergeleitet, falls der Nutzer nicht aktiv wurde und eine andere Suchmaschine festgelegt hat. Am Schluss kam Google so zu 100 Milliarden Anfragen pro Jahr – und das war dem Internet Giganten durchaus etwas wert: 300 Millionen Dollar hat Google der Mozilla Foundation bezahlt, umgerechnet also drei Dollar für tausend Anfragen.
Dass eine Zusammenarbeit zwischen der Mozilla Foundation und Google keinen Sinn macht, ist seit längerem klar. Google arbeitet seit Jahren am eigenen Browser Chrome und hat bei Firefox-Nutzern dafür Werbung gemacht. Mit Erfolg: Heute ist der Google Browser beliebter als Firefox. Doch welches Interesse hat nun Yahoo an einer Zusammenarbeit?
Verjüngungskur für die Grossmutter aller Suchmaschinen
Yahoo wurde 1994 gegründet und ist damit vier Jahre älter als Google. Das Unternehmen aus Kalifornien betrieb in den Neunzigerjahren eine der beliebtesten Internetportale mit Suchfunktion, musste dann aber diese Position an Google abtreten. Heute laufen rund 70 Prozent aller Suchanfragen in den USA über Google, während es bei Yahoo weniger als 10 Prozent sind – Tendenz sinkend.
Statt auf Suchanfragen setzt CEO Marissa Mayer seit zwei Jahren auf Yahoo als Portal- und Medien-Unternehmen. Die Webseite soll Teil der Alltagsroutine werden. Mehrmals täglich sollen Nutzer Yahoo besuchen, um Emails zu lesen, Fotos zu veröffentlichen (Flickr) – und vor allem, um sich zu unterhalten und über das Weltgeschehen zu informieren.
Dafür hat Mayer in den letzten zwei Jahren kräftig investiert. Sie hat erfahrene Medien-Leute abgeworben: zwei altgediente Journalisten von der New York Times und die erfahrene TV-Moderatorin Katie Couric. Yahoo präsentiert sich heute als eine News-Seite zwischen Fernsehen, Zeitung und Zeitschrift. Ein eigener Browser, der die Leute auf dieses Portal lotst, macht durchaus Sinn.
Vermeintlich erfolgreiche Strategie
Mit der Medien-Strategie scheint Marissa Meyer auf den ersten Blick auf Erfolgskurs: Die Yahoo-Aktie hat an der Börse zugelegt; die Zahlen für das dritte Quartal 2014 haben die Erwartungen der Analysten übertroffen. Doch der Schein trügt. Von den weltweiten Ausgaben für Online-Werbung gehen rund 30 Prozent an Google, für Yahoo bleiben bloss 2,5 Prozent, wie eMarketer schreibt . Yahoos Anteil ist dabei noch im Sinken begriffen.
Der Erfolg an der Börse lässt sich auch nicht mit der neuen Strategie erklären, sondern beruht auf einer mutigen Entscheidung in der Vergangenheit. 2005 hat Yahoo rund 1 Milliarde Dollar in das chinesische Startup-Unternehmen Alibaba investiert. Diese Firma hat sich nun zu einenem der grössten Internet-Konzerne der Welt entwickelt und ist im September an die Börse gegangen.
Für Yahoo hat sich diese Investition mehr als gelohnt: Die Beteiligung ist heute 44 Milliarden Dollar wert – und das, nachdem die Amerikaner bereits zuvor schon Anteile verkauft hatten.
Was bleibt von Yahoo übrig?
Marissa Mayer steht nun unter Druck. Die Aktionäre erwarten von ihr, dass sie die Alibaba-Aktien verkauft – möglichst so, dass Yahoo die anfallende Steuer von 15 Milliarden Dollar umgehen kann. Doch mit diesem Schritt entmachtet Mayer sich gleichzeitig ein Stück weit. Ohne Alibaba bleibt von Yahoo nicht viel mehr übrig als ein Portal, das eine neue Strategie ausprobiert.
Einen kleineren Trumpf hält Mayer allerdings noch ihren Händen: Die 35 Prozent Beteiligung an Yahoo Japan, einem eigenständigen Unternehmen, das äusserst erfolgreich ist. Yahoo ist in Japan noch vor Google die meist besuchte Webseite und vor Ebay das beliebteste Auktionshaus. Aber selbst mit dem eigenem Browser Firefox ist es unwahrscheinlich, dass Yahoo diese Position in Amerika zurückerobern kann. Die Japaner, die seit 1996 unabhängig von Yahoo Amerika ihre eigene Strategie verfolgen, haben offensichtlich etwas besser gemacht.