Nachdem Apple letztes Jahr schon das iPhone wachsen liess, legt nun auch sein Tablet zu. Das gestern vorgestellte iPad Pro hat eine Bildschirmdiagonale von gut 33 Zentimetern und verdoppelt damit die Auflösung des iPad Air. So können nun gleich zwei Apps nebeneinander auf dem Bildschirm gezeigt werden, ohne dass eine Lupe zur Bedienung nötig wäre.
Als zusätzliche Ausrüstung gibt es ausserdem eine neue Schutzhülle mit integrierter Tastatur und einen Bildschirm-Stift, den «Apple Pencil». Die Absicht ist klar: Apple will das iPad zum Bürogerät machen und Microsoft nicht einfach kampflos die Geschäftskunden überlassen. Denn in diesem lukrativen Bereich konnte Microsoft mit seinen Surface-Tablets zulegen: Im letzten Quartal wuchs der Umsatz der Surface-Geräte um 117 Prozent auf 888 Millionen Dollar.
Grosse Auswahl im App Store als Vorteil
Apple hingegen war in den letzten Jahren mit sinkenden iPad-Verkaufszahlen konfrontiert. Bei Privatanwendern scheint der Tablet-Markt gesättigt, nicht zuletzt weil ein iPad mit ein paar Jahren auf dem Buckel auch heute noch gute Dienste tut. Auch der Preis des iPad Pro zeigt, dass hier nicht in erster Linie die Privatkunden im Visier stehen: Mit 799 Dollar ist das billigste Modell deutlich teuer als das billigste iPad Air 2, das 499 Dollar kostet.
Bei der gestrigen Präsentation des Geräts in San Francisco standen denn vor allem aufs Arbeiten ausgerichtete Programme im Vordergrund und nicht etwa Unterhaltungs-Apps oder Games (die auf dem grossen Bildschirm bestimmt auch gut aussehen). Microsoft etwa stellte am Apple-Event eine neue, ausgebaute Version von Office für das iPad vor, Adobe eine neue Photoshop-App . So wird das iPad Pro als Arbeitswerkzeug für Grafiker oder Büromenschen platziert, an der Schnittstelle zwischen Laptop und Tablet.
Die grosse Auswahl im App Store bleibt Apples Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Neben Microsoft und Adobe werden bald neue Drittanbieter mit Apps folgen, welche die Möglichkeiten des neuen Gerät mitsamt Keyboard und Bildschirm-Stift voll ausnutzen. Damit könnte das iPad Pro im Geschäftsumfeld zur ernsthaften Konkurrenz nicht nur für Microsofts Surface werden, sondern für den klassischen Laptop überhaupt: Denn der ist schwerer zu transportieren und in manchen Fällen auch schwerer zu bedienen.