Als Google vor rund fünf Jahren Pläne für einen spartanischen Internet-Laptop unter der Bezeichnung Chromebook vorstellte, sorgte das vor allem für Spott – auch bei Experten: Wieso hunderte Dollar ausgeben für einen Computer, auf dem ausser dem Google-Browser Chrome keine Applikationen laufen? Für eine Maschine, die ohne Internetverbindung nutzlos ist? Ein Gerät mit einem schlechten Bildschirm?
Den Experten vergeht das Lachen
Vier Jahre später haben die Netbooks den Durchbruch geschafft: Im letzten Jahr waren 20 Prozent der verkauften Laptops in den USA Chromebooks. Die Geräte, die von zahlreichen Herstellern wie Samsung, Lenovo, Acer und HP gefertigt werden, sind in den USA beliebter als Apples MacBook Air – und günstiger: Mittlerweile gibt es bei uns breits ab 250 Franken ein Chromebook, etwa ein Drittel des günstigsten Apple Laptops. Das macht die Geräte als Zweitmaschinen attraktiv.
Wir wollten wissen, wie es sich mit einem Chromebook arbeitet und haben uns zwei Modelle beschafft: Ein günstiges Samsung-Modell für 250 Franken und ein teureres von HP für 400 Franken.
Die Hardware: Aufs Wesentliche reduziert
Auf den ersten Blick ähnelt das günstigere Samsung Chromebook verdächtig einem Apple MacBook Air. Sieht man genauer hin, sind die Unterschiede aber offensichtlich: Statt aus Aluminium besteht das Gehäuse aus Kunststoff. Und auch die Qualität des Bildschirms erreicht nicht annähernd den Standard des Vorbilds. Doch das Gerät ist leicht und handlich.
Das teurere Modell von HP verfügt über einen grösseren und qualitativ besseren 14-Zoll-Bildschirm, was sich aber auch im Gewicht niederschlägt: Das Gerät liegt nicht so leicht in der Hand, es gleicht eher einem herkömmlichen Laptop.
Chromebooks im Alltag
Beide Modelle starten schnell und schon nach wenigen Sekunden kann man sich mit seinem Google-Konto anmelden. Danach stehen einem alle Online-Dienste des Internet-Konzerns zur Verfügung: Editoren für Dokumente, Tabellenkalkulation und Präsentationen zum Beispiel oder der Video-Chat «Hangout». Weitere Apps kann man sich aus dem Chrome Web Store installieren. Auch Web-Anwendungen von Drittanbietern stehen zur Verfügung, der Musik-Streaming-Dienst «Spotify» etwa oder das Pendant «Google Play Music».
Beide Geräte spielen Musik und HD-Videos flüssig ab, wenn auch nicht in HD-Qualität. Auch das günstigere Samsung-Modell hat keine Probleme. Während der Arbeit an einem Text kann man zudem problemlos Musik über einen der Streaming-Dienste im Hintergrund abspielen.
Durchbruch dank tiefen Preisen
Mit diesen Funktionen decken die Chromebooks schon einen beträchtlichen Teil des Alltags vieler Nutzer im Internet ab. Das dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb dieser neue Geräte-Typ in den USA im letzten Jahr bei der breiten Masse angekommen ist. Ein weiterer ist der Preisrückgang: «250 Dollar verändert alles», schrieb David Pogue, bis dahin ein vehementer Kritiker, Ende 2012 in der New York Times. Für diesen Preis aber seien Chromebooks ideale Zweitmaschinen, mit denen man im Alltag erstaunlich weit kommt. Dies gilt aber nur für die günstigen Geräte wie unser Samsung Chromebook. Beim teureren Gerät von HP drängt sich die Frage auf, ob man mit einer Windows-Maschine in einem ähnlichen Preissegment nicht besser bedient ist.
«In der Schweiz sind Chromebooks nicht so bekannt wie in den USA oder Skandinavien», meint Lino Bugmann von Digitec, einem der Schweizer Importeure des neuen Computer-Typs. Der Experte erklärt sich den Unterschied zum einen mit dem grösseren Werbeaufwand, zum anderen mit der weiter fortgeschrittenen mobilen Breitbandabdeckung in den USA.
Ist das Chromebook etwas für mich?
Wer wissen will, ob er mit einem Chromebook glücklich wird, hier ein Tipp: Am besten installiert man auf einem konventionellen Laptop den Chrome-Browser und eröffnet ein Google-Konto. Nun hat man Zugang zu allen Funktionen, wie sie auch auf einem Chromebook zur Verfügung stehen. So merkt man schnell, was möglich ist und worauf man verzichten muss. Denn ein Chromebook ist wirklich nicht mehr als ein Chromebrowser mit einer Tastatur – aber auch nicht weniger.