Also: Wieso eigentlich? Weil sich bei mir derselbe Effekt einstellt wie beim Geocaching. Das Smartphone hat die Sucht mit sich gebracht, immer mal wieder zu checken, ob da, wo man sich gerade aufhält, eventuell ein Geocache versteckt ist.
Oder ein Portal, denn so heissen die Caches bei Google Ingress. Ein Game, das, oberflächlich betrachtet, nichts mit Geocaching gemeinsam hat. Bezüglich Motivationsfaktor spricht es aber denselben Urtrieb an wie auch das Geocaching: unsere Jagd-und Sammelleidenschaft.
Kein einfacher Zutritt in beide Welten
Geocacher sehen sich gern als eingeschworene Gruppe, mit einer eigenen Sprache. Personen etwa, die unwissend sind, also keine Ahnung haben, dass in ihrer Nähe ein Cache versteckt ist, werden als «Muggels» bezeichnet. Bei einer Webseite wie Geocaching.com manifestiert sich das auch ganz monetär: Wer wirklich «Member» sein will, bezahlt einige Dollar Jahresgebühr an die Gruppierung, die ansonsten stark darauf achtet, nicht kommerziell zu sein.
Google liefert die Ingress-App dagegen kostenlos, kann allerdings versuchen, die spielerisch erhobenen Geodaten in Bares umzusetzen. Wer derzeit einen Aktivierungscode erhält – laut Google geschieht dies in periodischen Abständen ausgelöst durch einen Algorithmus – gehört zum erlauchten Kreis der Beta-Tester und ist eingeladen, eine Seite zu wählen, entweder ein Erleuchteter («Enlightened») oder ein Widerständler («Resistance») zu sein.
Der Original-Begrüssungstext des Spiels fordert beim Start ziemlich pathetisch zur Folgschaft auf, die Welt zu retten, um erleuchtet zu werden. Das ruft schon fast nach einer E-Mail an Sektenspezialist Hugo Stamm – mit der Frage, ob denn der Beitritt zu Ingress auch keine psychischen Folgespuren und Abhängigkeiten hinterlassen werde.
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Hacken, saugen, kontrollieren
Abhängigkeit konnte ich bei mir bis jetzt noch nicht feststellen; das liegt aber auch daran, dass sich die Portale auf städtische Zentren beschränken, vor allem Zürich und die Region Genf. Die Aktionsorte sind also noch begrenzt, denn um zu spielen, muss man sich physisch am Ort eines Portals aufhalten. Ingress ist ein ortsbasiertes Spiel mit erweiterter Realität («Augmented Reality»): Wir bewegen uns im realen Raum, auf den virtuelle Spielmechanik aufgesetzt wird.
Immerhin wuseln in der Region Zürich schon etliche Spieler herum, hacken Portale und saugen «Exotic Matter XM» – ein Stoff, der aufgelöste und gebundene Energie sein kann, so wie Wasser flüssig oder dampfförmig. Anders gesagt: XM ist die Spielwährung; wir geben diese Währung wieder aus, um «Resonators» damit aufzuladen; und beschützen so Portale vor der gegnerischen Fraktion.
Je besser mit Energie versorgt die Resonatoren sind, desto besser ist der Schutz des Portals. Wer ein höher eingestuftes Portal hackt, erhält auch höherstufige Resonator-Objekte. Jeder Spieler kann ein Portal nur begrenzt ausbauen, ein Komplettausbau geht nur zusammen mit anderen Spielern. Hier endet Ähnlichkeit mit Geocaching, wo die Mehrheit der Caches im Prinzip auf eigene Faust gehoben werden kann.
Zusammen sind wir stark
Die Ingress-Schatzsuche setzt aufs Team. Deshalb hat die App auch ein Kommunikationsfenster eingebaut, über das sich die Spieler miteinander austauschen und gemeinsame Hacks auf Portale absprechen können.
Bluumi schreibt an rmettier: