Mit einer Action-Cam spezielle Momente dokumentieren ist beliebt, sei es beim Klettern, Velofahren oder Fliegen. Das Problem: Schaut man sich als Unbeteiligter solche Aufzeichnungen in Echtzeit an, langweilt man sich rasch. Zwar kann man Videos nachträglich beschleunigen, indem man sie einfach beschleunigt abspielt, doch das Resultat ist unbefriedigend: Nicht nur die Aktion des Protagonisten läuft schneller ab, sondern auch jeder Wackler der Kamera – und das stört gewaltig.
Gelöst werden kann das Problem mit dem sogenannten Hyperlapse-Verfahren, das Zeitrafferaufnahmen mit bewegten Kamerafahrten kombiniert. Ein aufwendiges Verfahren, das bis vor kurzem den Profis vorbehalten war. Seit neustem gibt es aber Software, mit deren Hilfe auch Laien ihre Videos in Hyperlapse-Videos verwandeln können.
Software unterdrückt das Wackeln
Erst vor zwei Wochen demonstrierte Microsoft eine Technologie aus seinen Entwicklungslabors, die aus verwackelten Gopro- oder Smartphone-Aufnahmen geschmeidige Zeitraffer-Sequenzen berechnet. Jetzt stiehlt der Foto-Sharing-Dienst Instagram Microsoft die Show und veröffentlicht eine App, die Hyperlapse heisst und exakt dasselbe macht.
Um einen Clip per Hyperlapse-App von Instagram zu drehen, braucht man nur auf den Aufnahmeknopf zu drücken und sich zu bewegen – zu Fuss, im Auto, per Schiff oder mit einem beliebigen anderen Fortbewegungsmittel. Anschliessend beschleunigt die App das Video um das zwei- bis zwölffache und stabilisiert gleichzeitig die Bilder, die bei einer Kamerafahrt aus der Hand zwangsläufig verwackeln. Der Effekt ist eindrücklich, wenn auch nicht vergleichbar mit professionell gedrehten Hyperlapse-Aufnahmen.
Hyperlapse: Der raffinierte Zeitraffer
Filmaufnahmen beschleunigen ist nichts neues. Mit Zeitraffer-Aufnahmen (Englisch: «Time-lapse») experimentieren Fotografen schon seit mehr als hundert Jahren. Wollten sie zum Beispiel zeigen, wie eine Pflanze wächst, so haben sie einfach das Interval zwischen zwei Aufnahmen drastisch erhöht, statt 24 Aufnahmen pro Sekunde, bloss noch eine am Tag. Wichtige Bedingung: Die Kamera durfte sich nicht bewegen.
Dank neuer Videotechnik ist es seit ein paar Jahren möglich, Zeitrafferaufnahmen mit bewegter Kamera zu kombinieren. Dafür hat sich der Begriff Hyperlapse eingebürgert. Um das Wackeln zu kontrollieren, werden verschiedene Tricks angewandt: Die Kamera gleitet auf Schienen oder man legt nachträglich für jedes einzelne Bild einen Ausschnitt fest, um so die unbeabsichtigten Bewegungen der Kamera zu kompensieren. Hyperlapse-Aufnahmen sind so machbar, aber mit grossem Aufwand verbunden. Eine Ausrüstungen für gut und gerne 10'000 Franken kommt dabei zum Einsatz. Mit Software wird nun alles viel einfacher.
Microsoft und Instagram: Zwei Strategien
Die Applikationen von Microsoft und Instagram gehen unterschiedliche Wege. Die Instagram-App zeichnet mit jedem Bild auch die Daten aus dem Gyroskope-Sensor auf, der die Lage des Smartphones im Raum festhält. Mit dieser Information kann das Smartphone das Wackeln des Handys bei der Aufzeichnung berechnen und das Bild entsprechend anpassen. Der Vorteil: Diese Berechnung ist einfach. Der Nachteil: Ohne Gyroskope funktioniert das nicht.
Der Prototyp von Microsoft hingegen kommt ohne Sensor aus, weil die Software den Pfad der Kamera alleine aus den Bildern berechnen kann. Der Nachteil dieses Ansatzes: Die Berechnungen sind aufwendiger, auch weil Microsoft noch einen Schritt weiter geht und Teile von Bildern künstlich generiert. Für Laien der wohl wichtigste Unterschied: Die Software von Microsoft befindet sich immer noch in der Entwicklung, während man mit der App von Instagram jetzt schon arbeiten kann.
Die Hyperlapse-App ist vorerst nur für iOS erhältlich , später soll auch eine Version für Android folgen. Teilen kann man seine Hyperlapse Videos natürlich auf Instagram oder auf Facebook (zu dem Instagram ja auch gehört).