300 Millionen Menschen nutzen heute Instagram. Stolz hat der Foto-Sharing-Dienst diese Zahl Anfang Dezember kommuniziert. Zum gleichen Zeitpunkt machte das Unternehmen auch klar, dass man rigoros gegen gefälschte Instagram-Profile vorgehen werde. Gegen Profile also, hinter denen sich Computer und keine Menschen verstecken. Im Auge hat Instagram zum einen Spam-Bots, die unerlaubt Werbung auf Instagram streuen. Und zum anderen «Fake Followers»: käufliche aber unechte Freunde, von denen man sich auf Instagram folgen lassen kann.
Jetzt hat Instagram den Drohungen Taten folgen lassen und mehrere Dutzend Millionen von User-Konten gelöscht. Die gefälschten Profile seien schon vor einiger Zeit identifiziert und deaktiviert worden, man habe sie aber erst jetzt endgültig entfernt, machte Instagram klar.
Die Löschaktion hat einen Aufschrei des Entsetzens unter vielen Nutzern ausgelöst. Offenbar hat ihr Selbstwertgefühl durch die verlorenen Follower gelitten, auch wenn sich dahinter keine Menschen verborgen hatten. Einige von ihnen fordern ihre Follower mittels Kommentare von Instagram zurück.
Wir sollten jetzt alle aufhören, Instagram zu folgen und schauen, wie DIE sich dann fühlen.
Am stärksten getroffen wurden die Profile grosser Namen der Instagram- und Social-Media-Prominenz. So musste Justin Bieber alleine einen Verlust von 3,5 Millionen Follower hinnehmen. 15 Prozent seiner «Belieber» (Übername für fanatische Justin Bieber-Fans) waren also offenbar gekauft. Auch Kim Kardashian, Bruno Mars, Miley Cyrus, Akon und viele mehr mussten bluten.
An der Instagram-Follower-Hitparade indes hat sich durch die Bereinigung nicht all zu viel geändert. Mit ein paar Ausnahmen: Der New Yorker Rapper Ma$e hatte vor der Instagram-Reinigung stolze 1,6 Millionen Follower auf seinem Konto. Tags daraf waren es noch gerade mal 100'000. Die Schmach liess Ma$e nur noch den Ausweg, selber auf die Löschtaste zu drücken. Er hat sein Profil wohl für immer von Instagram verschwinden lassen.
Wie gross der Aderlass an Followern bei der Instagram-Prominenz ganz genau war, zeigt diese Infografik des amerikanischen Web-Entwicklers Zach Allia eindrücklich.
Das Problem ist weit verbreitet
Auch andere soziale Netzwerke kämpfen mit dem Problem gekaufter Benutzer-Profile. So geben sowohl Twitter wie auch Facebook ihren Investoren gegenüber an, dass rund fünf Prozent ihrer Benutzer nicht echt seien. Dies trotz laufender Anstrengungen, Bots und Spammer von den Netzwerken fern zu halten. Das geschätzte Umsatzvolumen, das mit gefälschten Profilen erzielt wird, zeigt das Ausmass des Problems: Italienische Sicherheits-Experten gehen laut einem Artikel in der Huffington Post davon aus, dass das Fake-Geschäft bei Facebook und Twitter bis zu 500 Millionen US-Dollar jährlich einbringen könnte.
Likes und Followers zu kaufen ist denn auch ein Kinderspiel. Eine einfache Suchabfrage führt ohne Umwege zu den zweifelhaften Angeboten. Instagram-Followers findet man ab 50 Dollar für zehntausend Stück. Wer keine Bots, sondern echte Menschen hinter den Followern wissen will, ist mit 140 Dollar dabei. Damit kauft man sich allerdings auch keine echten Freunde, sondern schlecht bezahlte Menschen, die in Bangladesch und anderen Metropolen Südostasiens in so genannten «Klick-Farmen» arbeiten.
Von Instagram werden sie in nächster Zeit wohl weniger Aufträge bekommen.