Das Prinzip ist immer dasselbe: Eine Fotokamera zeichnet während Sekunden oder gar Minuten eine bewegte Lichtquelle auf. So entstehen je nach Art der Bewegung und der Quelle immer wieder neue Muster.
Das wichtigste Hilfsmittel dazu ist eine Kamera, mit der Langzeitbelichtungen möglich sind. Das heisst: Ich kann den Verschluss meines Fotoapparates öffnen und schliessen, wann ich will. Bei Digital-Kameras heisst diese Funktion «Bulb». Das ist je nach Gerät und App auch mit einer Smartphone-Kamera möglich. Für Smartphone und Digital-Kamera gilt: Das Gerät muss bei Langzeitbelichtungen in jedem Fall auf ein Stativ.
Technische Details
Wie lange der Verschluss offen bleibt, hängt von der bewegten Lichtquelle und dem Umgebungslicht ab: je heller, desto kürzer. In unseren Beispielen haben wir eine Dauer zwischen 20 und 90 Sekunden gewählt, bei Blende 16 und einer Empfindlichkeit von ISO 200.
War ein Protagonist im Bild, so haben wir ganz am Schluss noch einen externen Blitz eingesetzt, um die Person «einzufrieren». So ist auch bei offenem Verschluss eine scharfe Momentaufnahme eines Menschen möglich. Den gleichen Effekt kann man auch mit einer hellen Lampe erzielen, die man für kurze Zeit einschaltet. Der Protagonist darf sich während dieser Zeit aber auf keinen Fall bewegen.
Wie viel Licht eine Szene braucht und welche Bewegungen ein schönes Muster erzeugen, findet man mit etwas Pröbeln erstaunlich schnell heraus. Nie war es so einfach, mit bewegtem Licht zu experimentieren wie im digitalen Zeitalter. Mit wenig Aufwand kann man Bilder erzeugen, die überraschen – zum Beispiel mit diesen vier Motiven:
1. Der Licht-Tannenbaum
Einfach eine Lichtquelle an einer Schnur befestigen und an einer Stange aufwickeln. Dann den Verschluss der Kamera so lange offen halten, bis die sich abwickelnde Lichtquelle wieder zur Ruhe gekommen ist.
Das Resultat ist eine spiralförmige Lichtzeichnung, die ein wenig aussieht wie ein Tannenbaum. Besonders schöne Bilder gelingen mit mehreren sich bewegenden Lichtquellen, die am besten in verschiedenen Farben leuchten. Zuerst hier gesehen.
2. Mit Licht Stempeln
Wird ein leuchtendes Motiv bei offenem Kamera-Verschluss in die Kamera gehalten, «brennt» sich das Sujet wie ein Stempel ins Bild ein. Besonders einfach geht das mit einem farbigen Motiv auf einem Tablet-Bildschirm. Derselbe Effekt ist aber auch möglich, wenn das Motiv auf dem Boden einer Kartonschachtel ausgeschnitten, mit farbiger Folie hinterlegt und aus dem Inneren der Box heraus beleuchtet wird.
In jedem Fall muss das Motiv möglichst ruhig gehalten werden, damit es auf dem Bild nicht zu unscharf erscheint. Soll das Motiv gleich mehrmals ins Bild «gestempelt» sein, muss es beim Bewegen von Position zu Position abgedeckt werden, um Schlieren zu verhindern. Zuerst hier gesehen.
3. Der Hula-Hoop-Pinsel
Das Prinzip ist dasselbe wie beim Licht-Tannenbaum: Eine bewegende Lichtquelle sorgt für farbige Spuren im Bild. Im Gegensatz zum Tannenbaum bewegen wir hier aber die Lichtquelle selbst: einen mit vielen Bunten LEDs bestückten Ring. Das kann zum Beispiel ein Hula-Hoop-Ring sein, der mit einer Lichterkette umwickelt wird.
Wie bei allen hier beschriebenen Aufnahmen gilt: Sollen auf dem Bild nicht nur Licht-Schlieren vor schwarzem Hintergrund zu sehen sein, am Ende noch einmal mit einem externen Blitz die Szenerie ausleuchten. Zuerst hier gesehen.
4. Das harmlose Flammenmeer
Schöne Effekte gelingen auch mit farbigen Leuchtstäben . Damit lassen sich etwa Freunde und Bekannte in Flammen setzen, ohne dabei hässliche Brandwunden zu riskieren.
Der Trick: Um eine still stehende (oder besser: sitzende) Person herum führt eine zweite Person gelbe, orange und/oder rote Leuchtstäbe. Schön wackeln und schmieren damit! Auf dem fertigen Bild sehen die Spuren der farbigen Lichtquellen aus wie züngelnde Flammen.
Wichtig ist, dass sich die Person mit den Leuchtstäben ständig bewegt. Steht sie zu lange still, ist sie am Ende ebenfalls auf dem Bild zu sehen. Zuerst hier gesehen.
Probieren geht über studieren
Was mit einer ganz einfachen Lichtquelle möglich ist, hat schon Pablo Picasso vorgemacht. Für den Fotografen Gjon Mili hat er 1949 mit einer Lampe einen Zentaur in die Luft gemalt . Wer nicht so gut zeichnen kann wie der Meister, experimentiert am besten mit komplexeren Lichtquellen. In dem man mehrere LEDs gleichzeitig bewegt, kann man faszinierende Muster im Raum erzeugen.
Wer will, kann auch zur App greifen: Mit Holographium für iOS-Geräte kann man mit Licht Buchstaben in die Luft schreiben. Zuerst gibt man den Text ein und wählt eine Dauer. Dann bewegt man das Smartphone von rechts nach links. Die App zeichnet ein Muster auf den Bildschirm, das dann auf dem Foto als Text erscheint.
Habt ihr selber mit Licht gemalt? Schickt uns eure Bilder an digital@srf.ch. Wir ergänzen die Bildergalerie hier mit euren Einsendungen.