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Digital Raute gegen Affenschwanz: «Slack» lässt E-Mail alt aussehen

Seit bald 30 Jahren beherrscht E-Mail die Firmenkommunikation. Der Veteran der digitalen Verständigung konnte sich bis heute gegen modernere Alternativen behaupten. «Slack» ist entschlossen, das zu ändern – und scheinbar auf gutem Weg.

Die Zeit ist reif für neue Formen der Kommunikation. Dieser Meinung sind nicht nur die Entwickler der neuen Kommunikations-Plattform Slack , sondern auch die rasch wachsende Zahl ihrer Nutzer.
 Nachdem Slack im Januar 2014 veröffentlicht wurde, nutzen es heute schon 120'000 Menschen täglich auf Windows, Mac, iOS, Android und im Browser. Dieser fulminanter Start überrascht, da er in einem stark umkämpften Umfeld gelungen ist – und das ganz ohne Werbung.

Weniger verbindlich, dafür umso direkter

Das Konzept E-Mail, bei dem wir digitale Briefchen von A nach B und wieder zurück zu schicken, wirkt angesichts der dynamischen Social-Media-Welt von heute reichlich angestaubt. Anders bei Slack: Ähnlich wie bei Twitter vergibt man hier Hashtags, um Nachrichten und Dokumente in einem Informationsfluss zu kanalisieren.

So funktioniert Slack

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Screenshot eines Slack-Chats.
Legende: Slack

Kommuniziert wird in offenen Chats für jedermann, in geschlossenen Chats für Gruppen oder privat zwischen zwei Personen. Slack legt alle Nachrichten und Dokumente zentral ab. Das erleichtert die gezielte Suche nach Inhalten.

Den klassischen Posteingang sucht man vergebens. Mit Slack wird auch die Firmenkommunikation zu einem dynamischen News-Feed; direkt und informell. Unmittelbarkeit und Transparenz sind die Stärken dieser Kommunikations-Plattform. Die gleiche Verbindlichkeit wie E-Mail, die noch dem traditionellen Brief ähnelt, erreicht sie allerdings nicht.

Auch in der Schweiz haben kleine und mittlere Unternehmen die Vorteile der offeneren Art der Kommunikation von Slack erkannt wie zum Beispiel die Webagentur «Liip». Obwohl es E-Mail in den wenigsten Fällen komplett ersetzen kann, ist es immerhin wichtiger geworden als die klassische digitale Post.

Wir wollten E-Mail nicht ersetzen, sondern ergänzen. Trotzdem waren innerhalb einer Woche 70% unserer Mitarbeiter auf Slack aktiv.
Autor: Christian Stocker Mitbegründer und Partner der Webagentur Liip

Kosten & Alternativen

E-Mail gibt es bereits seit Anfang der Sechzigerjahre. Schon fast so lange versuchen sich Firmen an Alternativen, doch die meisten sind gescheitert. Prominentes Beispiel: Google stellte 2010 den mit viel Getöse als E-Mail-Alternative angepriesenen Dienst «Google Wave» ein. Es gibt aber auch einige wenige Alternativen zu Mail, die sich am Markt behaupten können: Neben Yammer von Microsoft zählt HipChat zu den bekanntesten Lösung.

Slack hat seit dem Start Zuwachsraten wie kein anderer Team-Chat bis anhin. Allein aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda meldeten sich innerhalb der ersten 24 Stunden 8000 Nutzer an. Die Preise bewegen sich zwischen 7 und 100 Dollar pro Nutzer und Monat. Für Neugierige, die Slack einfach einmal ausprobieren möchten, gibt es auch eine Gratis-Version, bei der das Archiv auf 10'000 Nachrichten beschränkt ist.

Erst Flickr – nun Slack? Eine Geschichte der Flops

Der Gründer von «Slack», Stewart Butterfield, ist kein Unbekannter. Er war bereits mit «Flickr» erfolgreich, eine der beliebtesten Plattformen zum Publizieren von Fotos im Internet. Der Erfolg war alles andere als geplant: Butterfield arbeitete eigentlich an einem Online-Game, in dem man auch Fotos hochladen konnte.

Das Game wurde ein Flop und verschwand, doch der Foto-Upload überlebte und mutierte zu Flickr. 2005 verkaufte Butterfield die Webseite an Yahoo, angeblich für 35 Millionen Dollar.

Mit Slack scheint sich diese Phönix-aus-der-Asche-Geschichte nun zu wiederholen. 2011 scheiterte Butterfields Firma «Tiny Speck» mit dem Game «Glitch». Nur geht es diesmal um das Chat-Tool: Die Entwickler hatten es für sich als Alternative zur herkömmlichen E-Mail programmiert; nun könnte es zur Basis für ein neues Geschäft werden.

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