Bei meinen ersten Schritten in der Welt von «Fract OSC» komme ich mir vor wie im Film «Tron». Bunte neonfarbene Linien beschreiben die Konturen einer ansonsten öden und farblos finsteren Umgebung. Steril wirken die Objekte um mich herum und der Grund, auf dem ich gehe. Nur grob augfelöst und sehr abstrakt sind die Formen in dieser Welt. Trotzdem wirkt sie nicht ausladend und auch nicht bedrohlich, denn sie birgt offensichtlich ein Rätsel. Eines dem ich auf den Grund gehen möchte.
Keine Punkte, aber ein Ziel
Schnell stelle ich fest, dass es in «Fract» keine Punkte zu gewinnen, aber auch keine Leben zu verlieren gibt. Es lauern keine Gefahren, es gibt nichts einzusammeln und keine Checkpoints zu erreichen. Ich finde nur spärliche Hinweise darauf, in welche Richtung ich mich bewegen soll und wie ich die Hindernisse auf diesem Weg passieren kann. Diese gibt es nämlich sehr wohl und ich muss immer wieder abstrakte Rätsel lösen, um diese Hindernisse zu überwinden, um mehr von dieser Welt erkunden zu können.
Spiel oder interaktive Kunst?
Die Musik in diesem Spiel läuft nicht einfach ab wie ein vorgefertigter Soundtrack. Sie ist interaktiv und reagiert auf den Verlauf des Spiels und auf meine Handlungen als Spieler.
So kündigen Klänge manchmal bereits ein neues Rästel an, bevor es zu sehen ist. Knöpfe, Hebel und Schalter sind nicht nur Elemente dieser Rätsel, sondern sie haben gleichzeitig auch musikalische Eigenschaften, die wir unbemerkt manipulieren. So bringt uns «Fract» dazu, diese Welt mit Musik zu erfüllen, in dem wir sie erkunden.
Auf dieser Erkundungsreise dürfen wir uns unter anderem an einem regelrechten Synthesizer versuchen, der ebenfalls Teil dieses Spiels ist. Spätestens dann darf man sich auch fragen, ob «Fract» überhaupt ein Spiel ist, oder vielleicht eher eine Form von interaktiver Kunst oder ein ausgefallenes musikalisches Spielzeug. Die Antwort spielt eigentlich keine Rolle, so lange man sich in dieser Welt gut aufgehoben fühlt.
Meinen persönlichen Ansprüchen, wie eine solche musikalische Novität zu klingen hätte, kann Fract nicht ganz gerecht werden. Auch wünschte ich mir stellenweise ein höheres Tempo im Spiel. Trotzdem ist Fract ein gelungenes Experiment, das Spielelemente, die sich scheinbar nicht mischen lassen, zu einem grösseren Ganzen kombiniert – in einer Welt in der man gerne verweilt.