Beim Stichwort «Hörgerät» denken viele an ein hässliches Kästchen in pseudo-körperfarbenen Brauntönen. Es steckt – in erster Linie bei sehr alten Menschen – gut sichtbar hinter dem Ohr. Und aus dem Kästchen schwingt sich ein kleines, schlauchartiges Etwas heraus – ins Ohr hinein.
Trendiges Traumpaar
Es gibt wahrhaft Geräte mit mehr Sex-Appeal. Zum Beispiel Smartphones. Dies will nun Hersteller Resound nutzen, um das Image der Hörgeräte zu entstauben und hat das Modell Linx vorgestellt, das der Besitzer über Bluetooth an sein Smartphone koppeln kann.
Experten sehen in der Verbandelung ein riesiges Potential. Das positive Image des Smartphones könnte sich auf die Hörgeräte abfärben und so mehr «jüngere» Menschen ab etwa 50 Jahren dazu animieren, sich frühzeitig ein Hörgerät zuzulegen. Damit würden sie das Thema nicht bis ins hohe Alter zu verdrängen, weil sie sich zum «Invaliden» abgestempelt sehen.
Ein riesiger Markt lockt
Für die Branche täte sich so ein riesiger Markt auf, weil heute nur eine Minderheit der Menschen, die mit einem Hörgerät ihre Lebensqualität verbessern könnten, auch eins haben .
Die Kopplung eines Hörgeräts mit dem Smartphone macht aber nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht Sinn. Da wir mit unseren Smartphones kleine Hochleistungsrechner in der Hosentasche herumtragen, die mit allerlei Sensoren bestückt ist, ergeben sich grosse Vorteile. Die drei wichtigsten:
1. Ortsabhängige Profile
Ein Hörgeräte-Träger muss oft das Profil (oder Programm) seines Hörgeräts umstellen: In einem Konzertsaal beispielsweise muss das Hörgerät andere Töne verstärken als in einem lauten Restaurant. Das lässt sich nun automatisieren, da das Smartphone immer weiss, wo sein Besitzer sich befindet, und je nach Ort selbständig auf dem Hörgerät ein entsprechendes Profil auswählen kann.
2. Freisprecheinrichtung
Durch die Kopplung ans Smartphone kann der Benutzer Telefonanrufe direkt über sein Hörgerät hören, das klappt auch bei Musik. Für Stereogenuss werden natürlich zwei Hörgeräte benötigt.
3. Diskretion
Bei gängigen Hörgeräten kann der Besitzer eine Fernbedienung kaufen. Die ist oft klobig und auffällig. Muss ein Hörgeräte-Träger in einer «sozialen Umgebung» eine Einstellung am Hörgerät ändern, im Restaurant etwa oder am Sitzungstisch im Geschäft, fällt er mit der speziellen Fernbedienung unter Umständen «peinlich» auf. Nimmt er hingegen einfach sein Smartphone in die Hand, um die optimalen Einstellungen zu wählen, wird das kaum jemand bemerken.
Gut hören ist teuer
Linx und vergleichbare Hörgeräte, die mit ziemlicher Sicherheit in den nächsten Monaten und Jahren auf den Markt kommen werden, bieten im Vergleich zu klassischen Hörgeräten also viele Vorteile. Aber: Die App gibt's derzeit nur für iOS und – der Preis ist nicht heiss. Er liegt wie bei allen Hörgeräten der «Oberklasse» in einem Bereich, der Hörgeräte schon fast zu einem Luxusgut machen.
Linx kostet um die 2000 Franken – für ein Ohr. Zusammen mit der notwendigen Beratung und Feinjustierung kommt die Anschaffung schnell auf über 7000 Franken. Dank der Smartphone-Kopplung entfällt aber immerhin der Kauf von Zubehör, etwa der üblichen Fernbedienung, die nochmals mit einigen hundert Franken zu Buche schlagen kann.