Eine der ersten Uhren, die schon jetzt in der Schweiz für um die hundert Franken erhältlich ist, heisst Smartwatch . Hersteller Sony hat damit einen Vorsprung beispielsweise auf Pebble, die nach wie vor nur auf Umwegen zu kaufen ist oder Uhren, die erst gerüchteweise angekündigt sind wie jene von Samsung oder die iWatch von Apple.
Wolf im Apple-Pelz: Täuschendes Design
Obwohl die Smartwatch von oben betrachtet aussieht wie ein übergrosses App-Symbol aus der iPhone-Welt, akzeptiert sie nur Smartphones mit Android-Betriebssystem als Partner. Verkuppelt wird sie via Bluetooth, gemanagt über die App Smart Connect . Das klappte auf Anhieb problemlos.
Die Idee der Smartwatch ist es in erster Linie, eingehende Meldungen wie SMS, Whatsapp-Mitteilungen oder Emails anzuzeigen und mich darauf hinzuweisen – durch leichtes Vibrieren. Beim ersten Einschalten bin ich davon ausgegangen, dass die Uhr einfach bei jeder Meldung vibriert, egal von welcher App sie stammt.
Leider weit gefehlt: Damit die Smartwatch jede Neuigkeit meldet und anzeigt, die auf meinem Smartphone eintrifft, muss ich für jede App eine spezielle Liveware App installieren, die der Uhr beibringt, von welchen Apps auf dem Smartphone sie eingehende Meldungen abgreifen soll.
Nach vier Tagen Test habe ich dies für SMS, Kalendereinträge, Telefonanrufe, Facebook, Twitter und Email geschafft – nicht aber für Whatsapp. Da vibriert die Uhr nach wie vor nicht bei einer ankommenden Meldung. Ich habe keine entsprechende Liveware App dafür gefunden.
Vibration: Wenig prickelnd
Das mit der Vibration ist gut gemeint, könnte ich doch mein Handy nun immer auf stumm geschaltet lassen und würde dank der Uhr dennoch alles mitkriegen – doch die Vibration ist derart sanft, dass ich sie bei jeder zweiten Meldung nicht wahrnehme, weil ich anderweitig abgelenkt bin.
Nur auf den ersten Blick überzeugend ist auch der Ansatz mit den einzelnen Liveware Apps: Ich kann die Funktionen meiner Uhr selber erweitern, also ein wenig wie bei einem Smartphone. Nur: Ich erwarte bei einer Smartwatch kein Smartphone, sondern eine Uhr, die ich einschalten kann und dann steht sie als erweitertes Display meines Handys zur Verfügung. Dies sollte ohne stundenlanges Installieren verschiedenster Apps möglich sein.
Touchscreen: Falscher Ansatz
Das grösste Manko von Sonys Uhr ist die Anzeige. Im Freien und vor allem bei Sonnenschein kann ich kaum etwas darauf erkennen. Und um den Akku zu schonen, schaltet die Anzeige nach ein paar Sekunden auf schwarz. Das bedeutet, dass ich jedes Mal, wenn ich die Zeit ablesen will, auf den Knopf rechts drücken muss, um die Anzeige zu aktivieren. Das ist ein Griff zu viel, da könnte ich gleich das Handy aus dem Sack nehmen. Oder eine klassische Armbanduhr anziehen, die mir immer die Zeit anzeigt.
Alternativ kann ich die Anzeige auch durch ein doppeltes Antippen mit dem Finger aktivieren. Das steht so in der Bedienungsanleitung. Bei mir klappte das aber nur jedes fünfte Mal.
Überhaupt ist die Bedienung des Touchscreens alles andere als befriedigend. Er erinnert an die ersten berührungsempfindlichen Anzeigen in der Vor-iPhone-Zeit. Beim Scrollen tritt ein Verzögerungseffekt auf, und das Berühren ist mehr ein Drücken als ein Streicheln.
Fazit: Vergeigt
Sonys Versuch, mit der Smartwatch auch ein wenig Smartphone-Bedienung ans Handgelenk zu bringen, ist gescheitert. Pebbles Ansatz mit dem stromsparenden Ink-Display scheint mir überzeugender. Klar ist diese Uhr damit dann wirklich nur eine Anzeige ohne Möglichkeit, herumzufingern. Doch dafür kann man in jeder Beleuchtungssituation die Informationen darauf lesen – und das ist ja eigentlich das Ziel dieser neuen Uhren.