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Digital So googelt die Schweiz

Die Werbung bei Google wird deutlich stärker beachtet, als es den Internetnutzern bewusst ist. Das zeigt ein Experiment von «Einstein». Die User verbringen beim Auswählen der Suchergebnisse rund ein Drittel der Zeit auf den Werbeanzeigen.

Wie suchen Sie im Internet? Mit einem Google-Experiment wollte «Einstein» den Gewohnheiten von Herrn und Frau Schweizer bei der Internetsuche auf die Spur kommen. Mit Hilfe eines sogenannten Eyetrackings wurden die Augenbewegungen der User während einer Google-Suche genau analysiert.

Google-Heatmap.
Legende: Fokus auf Suchresultaten: Werbeanzeigen und die obersten Suchresultate erhalten die grösste Aufmerksamkeit (rot). SRF

Dabei zeigte sich, dass beim Suchergebnis fast alle Versuchspersonen zuerst die prominent im oberen Bildbereich stehenden Werbeanzeigen ins Auge fassen und dort verweilen. Erst danach richtet sich der Fokus auf die eigentlichen Suchresultate. Insbesondere das Suchergebnis direkt nach den Werbeanzeigen erhält dabei mit Abstand die grösste Aufmerksamkeit. Die untersten Resultate auf der ersten Suchergebnis-Seite werden kaum mehr beachtet.

Der Werbung spendet der Nutzer also ziemlich viel Zeit. Diese Ergebnisse stehen jedoch diametral zu den Erkenntnissen einer Google-Umfrage, die «Einstein» von der Fachhochschule Kalaidos erstellen liess. Dort gaben drei Viertel der Befragten an, die Werbung bei Google nie oder kaum zu beachten. Wahrnehmungsforscher Patrick Jermann, der die Eyetracking-Experimente durchführte, überraschen diese widersprüchlichen Ergebnisse nicht. «Wir schauen uns die Werbung häufig unbewusst an. Das hängt einerseits mit der prominenten Platzierung zusammen. Andererseits unterscheiden sich die Werbeanzeigen formell und ästhetisch kaum von den eigentlichen Suchresultaten.» Diese Einschätzung teilt auch der Wirtschaftspsychologe Christian Fichter von der Fachhochschule Kalaidos, die die Google-Umfrage für «Einstein» erstellte.

Google ist Branchen-Primus

Laut der Studie von Christian Fichter verwenden rund 85 Prozent der Befragten für ihre Suche im Internet Google. Die Google-Suchmaschine ist damit in der Schweiz unangefochtener Branchenprimus. Hierzulande können sich andere Suchdienste wie Bing oder Yahoo nur einen verschwindend geringen Marktanteil sichern. Diese Ergebnisse der Google-Studie decken sich in etwa mit den weltweiten Nutzerzahlen.

Wunder Punkt Datenschutz

Besserer Datenschutz?

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Google änderte per 1. März 2012 seine Datenschutz-Bestimmungen. Die neue Datenschutz-Erklärung stiess umgehend auf Kritik. Viele Datenschützer monieren, dass die Erklärung zu vage und teilweise schlicht unver-ständlich sei. Der Tenor lautet, dass weiterhin nicht klar sei, wie Google die Daten der Nutzer verwendet.

Knapp zwei Drittel der Befragten geben an, Google sympathisch zu finden. Und über 40 Prozent der Teilnehmer beantworten die Frage «Vertrauen Sie Google?» mit «Ja». Google geniesst in der Schweiz folglich ein sehr gutes Image, allerdings mit Abstrichen beim Datenschutz. Über die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass Google zu viel über sie weiss.

Über 40 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer glauben, dass Google nicht verantwortungsvoll genug mit ihren Daten umgeht. «Google befindet sich auf einer Gratwanderung zwischen dem Schutz der Persönlichkeitsrechte und der kommerziellen Nutzung von Daten», resümiert Christian Fichter. Die Internetnutzer seien zwar bereit, ihre Daten zur Verfügung zu stellen, verlangten aber, dass künftig noch offener über die Verwendung informiert wird. Geschehe das nicht, drohe Google über kurz oder lang ein Vertrauensverlust, prophezeit Fichter.

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