Unser Hirn werde schneller wach, wenn wir als erstes am Morgen mit jemandem reden, sagen die Leute hinter der App Wakie . Die Behauptung bleibt zwar unbelegt, doch am Morgen von einer unbekannten Stimme geweckt zu werden, ist auf jeden Fall spannender, als das immer gleichen Klingeln des Weckers. Weil wir ja nicht nur zuhören, sondern auch, frisch aus den Träumen gerissen, antworten.
Die Macher nennen ihre App eine «Social Alarm Clock». Die Handhabung ist simpel: Wir stellen die gewünschte Weckzeit ein, so wie wir das bei jedem anderen Wecker auch tun würden. Doch statt uns zur gewünschten Zeit mit einem Klingeln aus dem Schlaf zu reissen, werden wir bei Wakie von einer menschlichen Stimme geweckt – einer echten menschlichen Stimme aus den Reihen der Wakie-Benutzer.
Das verlangt tatsächlich mehr Geistesgegenwart von uns, als bloss nach «Snooze» zu tasten. Zum Konversieren ist ein wacher Geist nötig. Als wir es zu Testzwecken selbst versuchen, erinneren unsere ersten Sprachfetzen denn auch eher an gutturale Laute denn an Worte, die man im Duden findet.
Es muss nicht beim Wecken bleiben
Eine Minute lang reden wir dann mehr oder weniger kohärent mit einer Unbekannten oder einem Unbekannten irgendwo auf der Welt. Nach 50 Sekunden kündigt die App das Ende des Gespräches an und bricht die Unterhaltung kurz darauf ab. Und keine Angst: Sollte sich für einmal niemand finden, der uns zur richtigen Zeit wecken will, greift Wakie auf einen Alarmton zurück.
Selber jemanden wecken ist genau so einfach: Wir drücken einen Knopf und die App sucht eine Person, die jetzt gerade geweckt werden will. Bei unseren Testanrufen hatten wir von der schlaftrunkenen Schwedin bis zum aufgeweckten Inder in Bangalore Leute aus aller Welt in der Leitung.
Neben dem Wecken hat Wakie noch andere Funktionen auf Lager. Jemandem gute Nacht wünschen zum Beispiel, oder jemanden aufheitern, ihm oder ihr das eigene Land als Reiseziel schmackhaft machen, über Lieblingsessen reden oder über intime Details aus dem Liebesleben.
Alles anonym – ausser man will es anders
All das geschieht anonym. Auf dem Bildschirm des Smartphones sehen wir bloss, aus welchem Land die Person am anderen Ende der Leitung anruft. Darüber hinaus erfahren wir nichts über sie, was sie uns nicht freiwillig preisgeben will. So gehen beide nach einer Minute wieder getrennte Wege. Und weil ein Gespräch stets schnell zu Ende ist, kann es uns auch egal sein, wenn sich das Gegenüber als Stinkstiefel entpuppt.
Doch sollte das Gegenteil der Fall sein: In der App gibt es ein Message-Board, auf dem nach verlorenen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner gesucht werden kann. Ihr habt ja noch nicht genug Dating-Plattformen! Auf dieser hier könnte sich die Liebe auf den ersten Weckruf erfüllen.