Steam ist eine Erfolgsgeschichte. Die Game-Firma Valve entwickelte die Plattform anfänglich, um ihre eigenen Spiele online zu vertreiben. Vor rund zehn Jahren öffnete sich die Steam-Plattform für Spiele von Dritten und heute ist sie mit über 6'400 Games der grösste Marktplatz für PC-Spiele im Internet.
Die Steam-Software gab es bis jetzt in Versionen für Windows, Linux und Mac. Doch Valve ergänzt seinen immensen Spiele-Katalog nun mit eigener Hardware. Ab sofort sind die sogenannten Steam Machines ebenfalls auf Steam zu kaufen: Game-PCs im Konsolen-Look, die man an den Fernseher im Wohnzimmer anschliesst und mit denen man Zugriff auf eine Vielzahl der Steam-Games hat.
Valve zielt mit den Steam Machines auf den potenziell grossen Markt zwischen hochgezüchteten Game-PCs und den einfach zu bedienenden Spielkonsolen wie die Playstation oder die XBox.
Gleich 13 verschiedene Modelle stehen zum Verkaufsstart zur Verfügung. Der Grund für diese Vielzahl: Valve vertreibt zwar die neuen Konsolen auf der Steam-Plattform, die Produktion und den Verkauf der Hardware überlässt das Unternehmen allerdings lizenzierten Hardware-Herstellern wie etwa Alienware. Man will den Markt spielen lassen. Das Resultat ist eine grosse Auswahl an unterschiedlich leistungsstarken und unterschiedlich teuren Modellen.
Die Preisspanne reicht von 450 bis zu absurd hohen 5'000 US-Dollar. Mehr Leistung übersetzt sich bei vielen Spielen direkt in höhere Bildqualität, wobei ein höherer Preis nicht immer ein Garant für mehr Leistung ist. Das Angebot an Spielen ist bei allen Modellen dasselbe.
Von Indie bis Hardcore
Mit das wichtigste Verkaufsargument der Steam Machines ist sicher der bereits vorhandene riesige Katalog an Spielen, die ein breites Publikum ansprechen. «Tausende» von Titeln sollen gemäss Valve zum Verkaufsstart hin auch für die Steam Machines bereit stehen. Offen ist allerdings, welche Titel das sein werden. Denn: SteamOS, das Betriebssystem, das die Steam Machines antreibt, basiert auf Linux. Damit bleiben Spiele, die es im Steam-Katalog nur in einer Version für Windows oder Mac gibt, aussen vor.
Offenbar animiert Valve aus diesem Grund die Game-Entwickler schon seit einiger Zeit dazu, ihre Spiele Linux-kompatibel zu entwickeln. Doch viele Titel grosser Studios fehlen noch.
Das dürfte aber begeisterte Gamer nicht von den Steam Machines fernhalten, denn Valve hat für deren Bedürfnisse vorgesorgt: Nebst dem mitgelieferten SteamOS lässt sich auf den Konsolen auch ein Windows-System installieren. Damit stehen auf der Steam Machine auch sämtliche Windows-Spiele zur Verfügung. Beim Aufstarten wählt man dann einfach aus, ob man die Konsole unter Windows oder SteamOS betreiben will.
Letzteres besteht aus nicht viel mehr als der Steam-Oberfläche und verspricht ein möglichst ungestörtes Spiel-Erlebnis. Ähnlich einer klassischen Spielkonsole, bei der es kaum etwas zu konfigurieren gibt.
Herzstück Steam Controller
Gewöhnungsbedürftig soll er gemäss ersten Testern sein, der neue Steam Controller . Möglicherweise ist er auch der Grund für die grosse Verspätung, mit der die Steam Machines nun auf den Markt kommen.
Allerdings gelingt Steam mit dessen Design ein beachtlicher Spagat: Der Controller soll sich genauso gut für Spiele eignen, die man mit zwei analogen Sticks steuert (wie bei Konsolen üblich), als auch für Spiele, die eigentlich für den PC, also für die Steuerung per Maus oder Trackpad entwickelt wurden. Ausserdem lassen sich alle Knöpfe auf Wunsch mit anderen Funktionen belegen.
Eindrückliche Virtual Reality
Noch nicht zu kaufen gibt es die SteamVR-Brille , die Valve zusammen mit HTC entwickelt hat. Wenn sie im Frühling 2016 auf den Markt kommt, könnte sie allerdings zu einem wichtigen Verkaufsargument für die Steam Machines werden.
Das Laser-Tracking der Brille und der dazu passenden SteamVR-Controller ermöglicht ein sehr realitätsnahes Virtual-Reality Erlebnis. Anfang November konnten wir einen kurzen Augenschein bei der Europa-Premiere der Brille in Zürich nehmen und waren beeindruckt von der technischen Reife der Technologie.
Wer soll das eigentlich kaufen?
Welches Publikum die Steam Machines tatsächlich ansprechen werden, ist nicht ganz klar. Wer bereits auf einem leistungsstarken Game-PC spielt, dürfte nicht viel für die deutlich schwächeren Maschinen übrig haben. Für Konsolen-Gamer, die sich eine flexiblere und leistungsfähigere Plattform wünschen, sind die Steam Maschines allerdings eine günstige und einfache Alternative zum klassischen Game-PC.
Für Steam spricht zudem die grosse Auswahl an zum Teil sehr günstigen Spielen. Auch die verschiedenen Games-Genres sind mit vielen Indie-Titeln breiter vertreten als auf den klassischen Konsolen von Nintendo, Sony und Microsoft.
Und vielleicht wird auch der Virtual Reality Technologie «SteamVR» und dem neuartigen Steam Controller beim Angriff auf den Konsolen-Markt eine Schlüsselrolle zukommen. Passend zu diesen Innovationen dürfte das Publikum denn auch dort angesiedelt sein, wo die Hardware zu finden ist: Zwischen hochgezüchtetem Game-PC und einer bequem zu bedienenden Konsole für ins Wohnzimmer.