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Digital Tablets verdrängen das Schulheft

Schulhefte werden im Unterricht immer seltener. Immer mehr Schweizer Schulen rüsten ihre Klassen mit den neuesten Tablets zum Schreiben, Recherchieren und Rechnen aus. Die Computerkonzerne wittern ein grosses Geschäft und drängen in Klassen und Kindergärten. Was bedeutet das für die Kinder?

Malen auf dem Touchscreen – in immer mehr Kindergärten gehört das zum Alltag der Kleinen. 26 Tablet-Pilotprojekte gibt es bereits im Aargau und in Solothurn. Die Kinder sollen nicht «angefixt» werden, sondern «einen differenzierten Umgang mit Medien lernen», so die Medienpädagogin Claudia Fischer, die die Projekte leitet. In ihren Augen ist das eine Pflicht der Schule. Und der Kindergärten als Vorbereitung auf die Schule.

So hängen auch in den Schulzimmern immer häufiger elektronische Tafeln, sogenannte Whiteboards, und statt Heften benutzen die Schüler iPads. Das Hauptargument: eine gesteigerte Lernmotivation. Aber die Versuchung ist gross, neben dem Lösen von Rechenaufgaben im Internet zu surfen oder mit den Kollegen zu chatten. Was die Schüler auf ihren Tablets machen, haben die Lehrer nicht unbedingt im Griff.

Gift für das Lernen?

Nicht alle Pädagogen sind deshalb von der neuen Entwickelung überzeugt. Mehrere Aktivitäten parallel auszuführen sei Gift für das Lernen, sagt Hirnforscher Lutz Jäncke. Er ist dafür, dass man das Multitasking unterbindet, und zwar massiv. «Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren um lernen und abspeichern, verstehen und verarbeiten zu können. Das menschliche Gehirn ist nicht zum Multitasking geboren.»

Nicht alle Lehrer sind davon überzeugt. Schwätzen im Unterricht, so ein Einwand, sei ebenfalls eine Ablenkung vom Unterricht. Da brächten die Tablets keine wirklich neuen Probleme.

Riesengeschäft für IT-Firmen

Tablets in Kinderhänden sind aber nicht nur eine Revolution in der Pädagogik, sondern bedeuten auch ein Riesengeschäft für die IT-Industrie. Viele Schulen stellen ihren Schülern iPads, ein Grossteil der Geräte wird privat angeschafft – auch mit Schulrabatt kosten beispielsweise die Apple-Produkte noch stolze 500 Franken. Der Marktführer bei den Tablets arbeitet sogar mit ausgewählten Pädagogen die sich in den Dienst der IT-Firma stellen, sogenannte «Apple distinguished educator». Sie nehmen an nationalen und internationalen Seminaren teil.

Auf die kritische Frage von SRF «Rundschau», ob das nicht einfach eine ausgeklügelte Marketingstrategie ist, um die Apple-Produkte über die Lehrer in die Schulen bringen, reagieren Lehrer mit einem entrüsteten «Nein». Apple war für ein Statement nicht zu haben.

Dennoch: Auch Samsung hat den Kindergarten- und Schülermarkt entdeckt und drängt nun in den von Apple dominierten Bildungsmarkt. Dafür wendet sich der IT-Gigant, genau wie sein Konkurrent, zuerst einmal an die Pädagogen.

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