Als der US-Sender Fox die Sitcom « Arrested Development » vor sieben Jahren absetzte, weinten die Fans bittere Tränen und hofften lange auf die Rückkehr der Serie. Ende Mai wurden ihre Wünsche Erfüllt: Die dysfunktionale Familie Bluth kam für eine vierte Staffel zurück. «We've unmade a huge mistake», rühmte sich dazu der Streaming-Anbieter Netflix, einen Running-Gag der Serie zitierend.
Richtig: Netflix. Denn «Arrested Development» feiert seine Auferstehung nicht im «richtigen» Fernsehen, sondern im Internet: Netflix bietet seinen Abonnenten die 15 Episoden auf einen Schlag zum Streamen an. Schon zuvor hatte Neftlix mit der Serie « House of Cards » eine eigene Serie ins Programm gehoben, um die zuvor auch Kabelsender wie HBO, Showtime oder AMC gebuhlt hatten.
Netflix will in Europa wachsen
Netflix wird auch in Zukunft auf eigene Produktionen setzen und damit traditionellen Fernsehsendern Konkurrenz machen. Allerdings ist Netflix heute nur in den USA, Kanada, Südamerika, England, Irland und Skandinavien verfügbar. Schweizer Internetbenutzer erwartet auf der Netflix-Seite lediglich die Nachricht: «Sorry, Netflix is not available in your country yet.»
Zwar will Netflix weiter im Ausland wachsen und im Juli offiziell den Einstieg in einen neuen europäischen Markt bekannt geben. Auch die Bedingungen, von denen das Unternehmen sein Engagement abhängig macht , sehen auf den ersten Blick gut aus für die Schweiz (schnelles Internet, konsumbereite Kundschaft, Erfahrung beim Einkaufen im Netz). Dennoch werden wir wohl noch länger nicht vom Streaming-Dienst profitieren können.
10 Millionen für vier Sprachen
Die Vielsprachigkeit macht die Sache kompliziert: Neben Lizenzgebühren an die Studios, um einen Film oder eine Serie überhaupt ins Programm aufnehmen zu können, muss sich Netflix auch um die Rechte verschiedener Sprachversionen eines Filmes kümmern. Laut Branchenkennern kostet das pro Sprache oft weit über 1000 Franken.
Möchte Netflix also mit einem Angebot von 2500 Filmen starten (so viele hat Swisscom als grösster Schweizer Video-on-Demand-Anbieter derzeit im Programm), fallen in der Schweiz alleine der Sprachen wegen Kosten von über 10 Millionen Franken an – weil der Schweizer Markt neben der Originalsprache auch eine Version in Deutsch, Französisch und Italienisch verlangt.
Schweizer Netflix-Alternativen
Mit 8 Millionen Einwohnern ist die Schweiz sowieso kein grosser Markt – durch die Einteilung in drei Sprachregionen wird er noch einmal kleiner. Kommt dazu, dass keine dieser Sprachen von bestehenden Engagements in anderen Ländern profitieren kann: Netflix ist gegenwärtig weder in Deutschland noch in Frankreich oder Italien verfügbar. Und weil das Unternehmen bereits in Südamerika aktiv ist, dürfte als nächster europäischer Markt wohl eher Spanien an die Reihe kommen als ein Nachbarland der Schweiz.
Allerdings gibt es Alternativen: Das Neuenburger Unternehmen HollyStar (bis 2012 noch unter dem Namen dvdfly bekannt) kopiert das Geschäftsmodell von Netflix und bietet seinen Abonnenten Filme und Serien zum sofortigen Streamen an oder schickt sie per DVD oder Blu-ray-Disc ins Haus. Streaming allein und ohne Abonnement gibt es auch bei anderen Schweizer Anbieter wie Acetrax, Artfilm, LeKino, SwissTV und Viewster.