Dass der ehemalige Apple-Chef Steve Jobs auf die Idee kam, ein eigenes Handy zu bauen, hat mehrere Gründe. Einer geht auf eine Partnerschaft mit Motorola zurück im Jahr 2005. Zusammen hatten die beiden Firmen das « Rokr E1 »-Handy auf den Markt gebracht, das erste Telefon mit integriertem iTunes-Musikspieler.
Steve Jobs war unzufrieden mit der Bedienung des Geräts und kam zum Schluss, dass er in Zukunft die alleinige Kontrolle über jedes Apple-Produkt haben wolle. Beim iPhone sollte er sie haben. Und zwar selbst über die Klingeltöne.
Gesucht: Ein neues Klingelton-Hörerlebnis
Bei vielen Handys war der Nokia-Klingelton der Standard, ein aus heutiger Sicht klägliches, monophones Piepsen. Steve Jobs wollte ein High-Fidelity-Erlebnis für den Besitzer, wenn dessen Handy klingelt. Dass es «Marimba» wurde, liegt an einem Ereignis einige Jahre vor der iPhone-Idee.
2002 kaufte Apple die deutsche Softwareschmiede Emagic und mit ihr Dr. Gerhard Lengelin , einen ehemaligen deutschen Chirurgen und Pionier in der Programmierung von Sequenzer-Software.
Er wurde Senior Chef der Musiksoftware-Entwicklung bei Apple und war so massgeblich an den Erfolgen von Logic Pro und dessen abgespeckter Version beteiligt, Garage Band .
Steve Jobs konsultierte Gerhard Lengelin zu Beginn der iPhone-Entwicklung 2005, um dessen Meinung zu den Soundeigenschaften des noch geheimen Geräts einzuholen.
Garage Band «Jam Pack 4»: Die eigentliche Wiege von «Marimba»
Im selben Jahr veröffentlichte Apple «Jam Pack 4: Symphony Orchestra Instruments», eine Sammlung von Erweiterungen aus der Programmierküche von Gerhard Lengelin. Dank denen konnte Garage Band zusätzliche Instrumente spielen, unter anderem Marimba , das hölzerne Schlagstabspiel, das im iPhone den Standard-Klingelton spielt.
Dadurch wurde der deutsche Software-Entwickler indirekt – oder direkt – zum «Komponisten» von «Marimba», sagen Apple-Insider. «Marimba», der Klingelton, der ein Garage-Band-Instrument benutzt.
Das Instrument Marimba war für einen Klingelton wie geschaffen, weil es die Kriterien erfüllt, die Forscher der Bell Laboratories schon in den 1950er Jahren definierten. Zentral sei ein Frequenzspektrum zwischen 2 und 4 Kilohertz und ein Dynamikumfang von 96 Dezibel. Zudem solle der Ton in einem 3-5 Sekunden langen Abstand von maximaler Lautstärke bis zu kaum hörbar wechseln.
So können wir einen Klingelton klar und deutlich als solchen wahrnehmen.
Marimba – klar und deutlich – ein Klingelton
Dass sich der Marimba-Klang aus wissenschaftlicher Sicht als Klingelton eignet, war für Steve Jobs ein Grund, sich für ihn als Standard im iPhone zu entscheiden. Ein anderer: das Marketing. Mit dem Marimba-Ton konnte er die hervorragenden Klangeigenschaften des iPhones demonstrieren und vom Lautsprecher-System mit «High Fidelity»-Qualitäten schwärmen («it's amazing!»).
Der Rest ist Geschichte: «Marimba» wurde zum bekanntesten Klang des Jahrzehnts, allgegenwärtiger Begleiter in Zug und Tram, aufdringlicher Störer an Sitzungen und Konzerten und akustische Produktplatzierung in gefühlt jedem zweiten Spielfilm.
Marimbas im Vergleich
Stehen geblieben ist «Marimba» nicht: Apple hat den Klingelton weiterentwickelt und die klassische Version von 2007 einem Facelifting unterzogen. Klar und deutlich ist die aktuelle Version noch immer - nervig je nach Situation auch; ein Klassiker allemal. Und: schon lange Vorlage für unzählige Remixes und ausgewachsene Songs.