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Digital Der C=64 war ein Game-Computer

Wer in den 80ern ein Teenager war, erinnert sich an den C=64 als Spielmaschine.

Dossier: 30 Jahre C=64

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Der C=64 war der wohl wichtigste Computer der PC-Revolution und für viele der erste Computer überhaupt.

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Man traf sich bei Freunden und kauerte stundenlang im Keller vor dem Fernseher, kämpfte mit Bruce Lee, hüpfte mit den Giana Sisters oder zerbrach Joysticks im 100-Meter-Sprint der Summer Games.

Doch die eben erst geborene Game-Industrie wäre beinahe im Kindsbett verstorben. In Amerika waren viele verschiedene Konsolen auf dem Markt (z.B. von Atari), es erschienen unzählige und mehrheitlich grottenschlechte Spiele - und die Konsumenten beschlossen etwa 1984 unisono, dass niemand Games braucht. In nur zwei Jahren brach der Umsatz der Industrie von rund drei Milliarden Dollar auf gerade noch 100 Millionen ein.

Gutes Timing

Genau zu diesem Zeitpunkt war der Commodore 64 auf den Markt gekommen. Diese Maschine und andere Heimcomputer wie der ZX Spectrum waren so günstig, dass sie sich sehr schnell verbreiteten, insbesondere in Europa. Dort war die einheimische Game-Industrie noch kaum an die amerikanischen Vorbilder herangekommen - jetzt wittere sie ihre Chance.

Statt für Konsolen produzierte man in Deutschland, Grossbritannien oder Frankreich fortan für Heimcomputer wie den C=64 - und so wurden Games in Europa in kürzester Zeit zum Massenmedium. In Japan und später Amerika sollte Nintendo die Konsole retten - doch in Europa blieben die Heimcomputer dominant, bis Mitte 90er dann die Playstation auf den Markt kam.

Enge Grenzen, viel Fantasie

Die Liste der legendären Games aus den 80ern ist lang - zwanzig haben wir für die Screenshot-Galerie unten ausgewählt. Neue Genres wurden erfunden, das Text-Adventure, der Sidescrolling Shooter, die Manager-Simulation. Die Spiele waren von der Technik limitiert und mussten sich deshalb oft darauf verlassen, die Fantasie der Spieler anzuregen - einige weisse Linien reichten aus, um sich ein Raumschiff im Weltall vorzustellen. Gut möglich, dass gerade auch deshalb viele Spiele in unserer Erinnerung viel besser aussehen, als sie tatsächlich waren.

Während heute die grössten Titel von Teams mit mehreren hundert Mitarbeitern hergestellt werden, waren Team-Meetings eines C=64-Game-Herstellers einfach: Ein Programmierer, ein Grafiker, und ein Musiker trafen sich im Schlafzimmer. Jedenfalls

Kopieren auf dem Pausenplatz

Obwohl der Markt stetig wuchs (und Ende der 80er-Jahre wieder Milliarden-Umsätze erzielen konnte), kämpfte die Industrie auch damals schon mit Kopierern. Gerade wenn Spiele auf Kassette erschienen, konnte jedes Doppel-Kassetten-Deck eine Kopie erstellen. Auf den Pausenplätzen wurden Disketten getauscht wie heute Dateien im Internet.

So kamen mit dem C=64 auch die ersten Kopier-Schutzmassnahmen auf; man musste Codes im Handbuch auslesen und am Computer eingeben, Farbtabellen entschlüsseln oder Drehscheiben aus Karton benutzen. Auch wenn diese Massnahmen wenig Erfolg hatten (gemessen daran, ob sie das Kopieren eindämmen konnten) - die Industrie gedieh dennoch. Kleine Startups von damals wie Electronic Arts oder Activision sind heute Giganten, die mit einem einzigen Spiel mehr als eine Milliarde Franken Umsatz machen können.

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